Steff la Cheffe outet sich als Festival-Muffel

18.6.2011/Text: Ko:L, Bilder: Michael Schmid
Steff la Cheffe live am Openair Hoch-Ybrig
„Es rägnet i Ströme“ sang zwar nicht Steff la Cheffe. Aber immerhin war es auch ein Bärner Meitschi. Während das Meitschi mit dem Regen-Lied den Umweg über Deutschland machen musste, um musikalisch den Durchbruch zu schaffen – oder wenigstens zu starten – ging Steff la Cheffe gelinde gesagt wie eine Rakete und mitten durch die Decke mit ihrem Debut „Bittersüessi Pille“. Swiss Music Award, Prix Walo – und nun der Gig am zweiten Festivaltag des Openair Hoch-Ybrig, seines Zeichens ebenfalls frisch mit einem Prix Walo gekrönt. „Sieht aus, als würde es eine preisträchtige Party geben heute Nachmittag“, meint die Bernerin nach dem Soundcheck grinsend.
Steff la Cheffe live am Openair Hoch-Ybrig
Und sie hielt Wort. „Mir si zwar weni, aber mir si starch“, lautete die Devise im strömenden Regen – und Steff la Cheffe legte mit ihrer Band gleich vom ersten Takt an gewaltig los. Dabei bewies die Bernerin eindrücklich, welch hohen Anspruch sie an sich und ihre Band und ihre Arbeit hat. Keine falsche Bescheidenheit, dafür tighte Sounds des Fünfmann-Orchesters hinter ihr – und wenn es sein musste, stellte z Meitschi vom Breitsch die Buben mit preisträchtigen Beatbox-Einlagen wieder in den Senkel. „Wir haben halt mittlerweile eine gewisse Routine erarbeitet, sodass unsere Konzerte immer spielerischer werden“, hatte sie vor der Show gesagt – und den Tatbeweis umgehend erbracht.
Steff la Cheffe live am Openair Hoch-Ybrig
Mit ihrem Debut hat Steff la Cheffe alles erreicht, was sich ein Schweizer Künstler mit seinem ersten Album erträumen kann. „Natürlich haben wir gehofft, dass das Album ein Erfolg wird – aber dass es gleich so abgeht, hätten wir nicht gedacht.“ Und sie gesteht freimütig, dass sie dem Erfolg ihren Tribut zollen musste. „Eigentlich wollte ich im letzten Sommer zwei Wochen Urlaub nehmen. Aber dann kamen jene Angebote, die man als Newcomer einfach nicht ausschlagen kann.“ Die Folge: Man zog das Konzert- und sonstige Arbeitsprogramm in hoher Kadenz bis Ende Sommer durch, „bis ich sagen musste: jetzt ist Schluss – ich brauche Ferien!“ Im Herbst zwei Wochen Auszeit und gleich noch vier Wochen im Januar liessen Steff ihre Batterien wieder aufladen. „Wir haben aus dem letzten Jahr unsere Lehren gezogen“, sagt die angesagteste HipHopperin der Schweiz. „Für heuer haben wir eine fixe Jahresplanung gemacht.“ Heisst: Noch bis Ende Sommer läuft die Tour, im Herbst gibts Pause und dann gehts aufs neue Album los. „Unser Ziel ist, das Album nächstes Jahr zu veröffentlichen“, sagt Steff, ohne genau zu sagen, wann genau. „Wir wollen eine richtig gute Platte machen und uns nicht stressen lassen.“
Steff la Cheffe live am Openair Hoch-Ybrig
Etwas, das Steff la Cheffe lernen musste, ist „Nein“ zu sagen. „Weisst du, wenns nicht läuft, geht gar nichts. Wenns aber läuft, dann richtig.“ Sprich: Jeder will was von ihr. Featurings, Steff als Botschafterin, Spezial-Auftritte. Eine Zusammenarbeit mit der einzigen erfolgreichen Rapperin der Schweiz ist derzeit in der Szene extrem angesagt und gefragt. „Ich musste lernen, dass ich nicht alles machen kann“, sagt das Meitschi vom Breitsch. „Das fällt mir nicht leicht, denn ich entdecke gerne Neues und neue Leute.“
Steff la Cheffe live am Openair Hoch-Ybrig
Dann outet sich die Überfliegerin der letzten anderthalb Jahre plötzlich als Festival-Muffel. „Ich bewundere die Leute, die bei strömendem Regen – oder auch bei sengender Sonne an die Festivals gehen und drei oder vier Tage voll durchziehen. Ich selber konnte das nie. Bei zuviel Sonne ist die Gefahr gross, dass es mich zusammenlegt, Regen ist einfach nicht cool. Und das riesige Angebot an Band überfordert mich schier. Das ist fast wie ein All Inclusive-Buffet: Ich weiss jeweils fast nicht, was ich aus dem riesigen Angebot aussuchen soll. Ganz ehrlich: Ich war nie eine richtige Festival-Gängerin.“ Wer weiss, vielleicht kommt das noch. Schliesslich steht Steff la Cheffe mittlerweile auf der Bühne im Trockenen und kann Backstage dem Trockenen oder dem Schatten nach. Und dass sie die Bühne liebt – oder umgekehrt – hat sie mit ihrem Auftritt am Openair Hoch-Ybrig einmal mehr eindrücklich bewiesen.
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