Stephan Urwyler - Solo uf em Mond (DeHai)

Text: Monthy
Bild: Cover
Blick vom Mond auf die Erde - Cover von Urwylers Solo auf dem Mond
Stephan Urwyler hat einen Untermieter - er heisst Stephan Urwyler, wohnt in seinem Herzen und ist Jazzmusiker. Leidlich bekannt wurde der Exilzürcher aber eigentlich mit "normaler" Mundart. Es ist also eigentlich logisch, wenn Urwyler nun diese beiden Leidenschaften konkret verbindet. Das Ergebnis lässt den Protagonisten selbst aber zweifeln - ist das nun Züri Swing oder Mundart Jazz?, lässt er via Factsheet in die Runde der Reviewer und Journalisten fragen. Natürlich fühle ich als "Wortverbieger" mich da gleich herausgefordert. Obwohl - inhaltlich gibt es an den Urwyler-Vorschlägen gar nichts zu deuteln. Um aber die Verbindung zwischen den beiden Stilen zu illustrieren, ist Urwylers Sound für mich "Tschäss" - weil Jazz aber in Mundart... So weit so gut... Und von wegen weit. Der eigentliche Solo-Künstler ist wohl nicht vereinsamt. Vielmehr zeigt sein Solo auf dem Mond an, dass er ziemlich einzigartig ist in unserer Soundlandschaft - selbst jetzt wo Swing stark aufkommt und anverwandte Mundart-Acts aus dem Boden zu schiessen beginnen. Bei Urwyler finden alle musikalischen Verkehrsteilnehmer eigene Wege und machen sich ihre Regeln selbst. Wie in Italien mag das auf den ersten Blick leicht chaotisch erscheinen - führt aber erstaunlicherweise ganz selten zu mehr als simplem Blechschaden. Und wenn wir schon beim Fortbewegen sind. Auch der Sänger Urwyler ist ein Jazzer. Seine Improvisationen sind laid back und sollte es mal rhythmustechnisch ins Stocken geraten, macht er einfach ein, zwei Galoppsprünge und ist wieder auf der Höhe. Auch muss ab und zu ein Ton mit der Kneifzange eingepasst werden - macht aber gar nichts. So muss das sein, dann spürt man auch, dass tatsächlich nicht alles auf dem Reissbrett entstanden und nach Plan hochgezogen worden ist. Seiner Liebe zum traditionellen Liedergut - oder dem entsprechnden Trend diese Lieder modern abgesetzt neu zu präsentieren, zollt auch Urwyler Tribut. Sein "Stets in Truure" ist - im Gegensatz zum volksnahen Ansatz unserer MusicStar-Brienzessin - aber eher eine angetrunkene Version. Der Song passt mit seiner Melancholie auch hervorragend zu einem leicht kurvig nach Hause torkelnden Beizengast, der ein klein wenig zu tief ins Glas geschaut hat. Der "Schacher Sepp" im BonusTrack hat dafür die Melodie eines Glasxylophons als Begleitung erhalten, was gleichzeitig irritirend und innovativ daherkommt. Insgesamt ist "Solo auf dem Mond" vor allem etwas für Freunde freilaufender Gitarren...
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