Stiller Has – So verdorbe (Soundservice)

„Alle bezaubernden Leute sind verdorben. Das ist das Geheimnis des Zaubers.“ Es kann kein Zufall sein, dass genau dieses des wohl bekanntesten Hedonisten aller Zeiten, des Inbegriffs aller Dandys, das Innen-Booklet des neuen Stiller Has-Albums ziert. Oscar Wilde war bekannt als Lebemann – in einer Zeit, in der sich „Leben“ oft ausserhalb gesellschaftlicher Normen abspielte. Hasenchef Endo Anaconda ist eine Art Oscar Wilde des 21. Jahrhunderts – wenigstens in Bern. Geniessen liegt ihm nahe – es ist augenscheinlich: Anaconda ist kein Kostverächter. Auch nicht musikalisch. Mag sein, dass der rumplige Mix aus Blues und Country wenig opulent angerichtet wirkt mit seiner nach wie vor spartanischen Instrumentierung. Aber: Aus dem Duo von einst ist mittlerweile ein Vierer geworden, musikalisch wirkt der Has auf „So verdorbe“ alles andere, als ebenso. Eher abgeschliffen. Rumpeln tuts immer noch. Aber sachte. Geblieben ist Anacondas Liebe zur Poesie, opulent angerichtet eben, mit grossen Worten, die in satten Farben skurrile Bilder malen. Kein Wunder, findet auch Kutti MC seinen Platz auf „So verdorbe“. Der Has achtet tunlichst darauf, dass er nicht in Vergessenheit gerät bei künftigen Generationen. So wie es einst auch Oscar Wilde tat…