Alles andere, als gestrandet: Stranded Heroes

9.7.2012/Text: Ko:L, Bilder: liveit.ch
Stranded Heroes
Wenn eine Gruppe Männer zusammen Rockmusik macht und eine Frau als Sängerin holt, setzen sie sich in der Regel dem Vorwurf aus, einen Marketing-Gag durchzuziehen. “Nein”, sagen Gitarrist Stefan, Drummer Kusi und Nicht-Marketing-Sängerin Anja von den Stranded Heroes dazu praktisch im Chor. “Wir haben einen Sänger gesucht”, erklärt Stefan, “und Anja gefunden.” Seit drei Jahren ist die Band gemeinsam unterwegs – enstanden als reines Spass-Projekt zweier Musiker, die neben ihren Bands M-Day und Deteil noch mehr machen wollten. “Es brauchte ein paar Anläufe vom ersten 'Hey, komm, wir machen mal was zusammen' bis es dann tatsächlich soweit war”, gesteht Stefan zwar. “Aber jetzt sind wir seit drei Jahren in der aktuellen Formation unterwegs und es geht immer weiter vorwärts”, konstatiert Kusi nicht unzufrieden.
Stranded Heroes
Aber ganz ehrlich: Läuft es tatsächlich so gut, dass die Stranded Heroes aus dem Aargau die einzige Band sind, die am Cholererock in Hünibach mit dem Nightliner einfahren – und nicht die Skinny Machines aus London oder die ZiBBZ, die sonst vornehmlich in Los Angeles unterwegs sind? Das Trio lacht. “Also: Dieser Nightliner gehört meinem Götti”, erklärt Stefan. “Der ist Automech und ein absoluter Freak – und er hat diesen Bus umgebaut – aber natürlich nicht für uns.” Die erste Erfahrung mit dem Bus hat freilich Trommler Kusi gemacht. “Meine Kollegen haben mich an meinem Polterabend mit diesem Bus rumchauffiert – um einen auf Rockstar zu machen”, erzählt er. “Irgendwie war klar, dass wir diesen Bus mal brauchen wollen, wenn wir zwei Gigs gleich hintereinander haben”, sagt Anja. “Jetzt ist es soweit – wir freuen uns – obwohl das Geld für den Sprit, den die Karre verbrennt wahrscheinlich grad unsere Gage vernichtet.”
Stranded Heroes
Eben: Nach dem Gig am Cholererock in Hünibach – die Band lässt es zwischen den Retro-Rockern von Skinny Machines und den Power-Poppern ZiBBZ ordentlich krachen – lassen die Aargauer die Nacht am Thunersee gemütlich ausklinken, bevor es zu vorgerückter Stunde weitergeht nach Frankreich. In der Nähe von Lyon spielt Rocktruppe keine 20 Stunden nach dem Auftritt am durchgedrehtesten Quartierfest der Schweiz einen Gig an einer Flugshow. “Ich durfte mal mit einem dieser Sportpiloten mitfliegen”, sagt Anja, “so kam der Kontakt und letztlich der Gig zu Stande.” Womit dann auch gleich geklärt wäre, wie Anja in der Männerband zurecht kommt. “Problemlos”, sagt sie und grinst, während Stefan flachst: “Eigentlich ist Anja die, die sich am meisten daneben benimmt, wenn wir uns daneben benehmen...”
Stranded Heroes
Spass ist gross geschrieben bei den Stranded Heroes – auch wenn Kusi sagt: “Es geht mitlerweile schon um mehr, als nur gemeinsam zu jammen und rumzualbern.” Vielleicht es das, was das Quartett auszeichnet – diese Stilsicherheit beim Wandeln auf dem schmalen Grat zwischen Freizeitplausch und professioneller Denk- und Arbeitsweise. Anja wurde Sängerin bei den Stranded Heroes, weil sie die männlichen Kandidaten, welche die Band testete, einfach abgetrocknet hat. “Ich nehme schon lange klassischen Gesangsunterricht”, sagt die Frontfau, “um meine Stimme technisch weiter zu bringen, aber auch um sie zu pflegen – für Zeiten wie jetzt, wo wir ziemlich viele Konzerte spielen.” Und die Chancen stehen gut, dass es noch mehr dieser Zeiten geben wird...
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