Superspy - keine brave Schweizer Band
Text/Bilder: Monthy
Kein Auftakt wie jeder andere ist derjenige zu einem Konzert der jungen Innerschweizer Superspy. Nach Ansage der Band erschallt an der Gersauer Beach Rock Party mitten am Nachmittag erstmal ein Männerchor, der alsbald ziemlich unziemlich über einen homosexuellen Hund herzieht. So etwas macht man doch als brave Schweizer Band nicht... "Das stimmt", bestätigt Drummer Hedl , der von den anderen entgegen seinem eigenen Willen als Bandleader dargestellt wird, "das macht man wirklich nicht als brave Schweizer Band. Aber es ist nicht so, dass wir das Bedürfnis hätten... Wir denken nicht zu viel über solches nach sondern tun es einfach. Vielleicht unterscheidet uns das von einer braven Schweizer Band..."
Nach dem ersten Song meinte Sängerin Nicole, die zuvor wie von der Wespe gestochen auf der Bühne rumturnte, es sei ein bisschen heiss, villeicht sollten sie öfter am Tag spielen oder mehr Sport treiben. Ich konfrontiere sie im Gespräch mit meinem Ansatz, dass sie einfach öfter live spielen müssen, um die eventuellen konditionellen Probleme zu lösen. "Nein, das sehe ich nicht so", widerspricht mir das Energiebündel und versucht, sich raus zu reden, "es ist nur nicht immer so, dass wir bei 25 Grad an der Sonne spielen. In Clubs ist es zwar auch warm, aber es war einfach im Moment ein bisschen heavy..." Meine dahinter verborgene Frage, ob sie tatsächlich zu wenig Sport treibe, beantwortet mir Nicole auf Nachfrage mit Augenzwinkern. - "Eigentlich treibe ich überhaupt keinen Sport..."
Bühnensport aber allemal. Und zwar geht das, was Superspy und die sehr lebhafte Nicole auf der Bühne anstellen gemeinhin unter Ska-Punk - oder ist es nicht eigentlich viel mehr Ska-Rock, liebe Spione? - "Rock!", bekräftigen die fünf anwesenden der insgesamt sieben Bandmitglieder praktisch unisono. Ska-Punk ist als Einteilung dahingehend richtig, als dass die Elemente übereinstimmen. Und es bietet sich als momentaner Trend auch dann noch an, wennís nicht ganz stimmt. Nicole: "Es war nie unser Ziel, uns als Ska-Punk zu verkaufen. Wir haben halt die Bläser und machen Musik in diese Richtung. Da haben wir dann halt den Stempel aufgedrückt bekommen."Hedl erklärt: "Von den Gründungsmitgliedern her, war Ska sozusagen gegeben, aber einige der Bandmitglieder im fortgeschrittenen Alter wussten nicht einmal recht, was Ska eigentlich ist. Und den rockigen Einfluss hatten wir eben schon immer. Es ist eigentlich nicht Ska-Punk-Rock sondern Rock-Ska-Punk. So etwas wie Millencollin mit Bläsern..."
Eben. Ich hatte mich nämlich gefragt, warum mir nicht, wie bei Ska-Punk üblich, nach drei Songs langweilig geworden ist... Dafür bedanken sich Superspy erstmal bei mir und Bassist Philo meint auf meine Frage, ob es eigentlich nur mir so gehe solidarisch: "Ich als Bassist einer Ex-Drum'n'Bass-BigBeat-Funk-Band bin eigentlich auch froh, dass wir bei Superspy relativ abwechslungsreich sind." Saxophonist Ro.man weiss mir dazu noch eine Geschichte zu erzählen, gegen die sich der vorher zu Wort gekommene vergebens zu verwahren sucht: "Vor fünf Jahren durften wir schon einmal hier spielen, damals an der Seite von Krokus. Philo, der mit der Band ass, fragte Fenando von Arb, ob er zur Band von Kisha gehöre, worauf dieser meinte: Ja, heute Abend schon..." Philo meint lakonisch: "Ich habe daraus gelernt und bin reifer geworden."
Von aussen betrachtet ist Superspy eine Band mit zwei Fraktionen. Einerseits die eher auf Harmonie bedachte Bläsersektion und Sängerin Nicole, andererseits eine eher destruktive, wenn auch gmässigte Punkrockband. Kann man dieses Bild aufs Songwriting von Superspy übertragen? - Hedl: "Wir haben keinen Bandleader, der die Songs schreibt. Es entsteht meist mit Bass, Schlagzeug, Gitarre. Die Idee geht also oft klassisch vom Riff aus. Darauf aufbauend bringt jeder seinen Stil mit ein. Ich für meinen Teil würde eigentlich eher zu den Bläsern passen. Ich mag Popsongs sehr..." Nicole legt Wert darauf, festzustellen, dass diese beiden Lager so nicht existieren: "Wir sind schon eine Einheit und sind allgemein sehr ehrlich zueinander. Wenn etwas nicht passt, dann sagen wir das einander auch."
Eine gewisse Reibung käme also eher von den einzelnen Charakteren her. Oder woher sonst nehmen Superspy die Energie, die sie zuvor auf der Gersauer Bühne versprüht haben? - Nicole: "Ich denke nicht, dass wir viel Reibung haben in der Band. Wir sind einfach ehrlich miteinander und vertragen es auch." So richtig beantworten können mir die Superagenten also meine letzte Frage auch nicht, wobei sie auch unfair gestellt ist. Mutmassungen darüber, wo ihre Energie genau herkommt, macht man sowieso am besten persönlich und - kleine Empfehlung des Hauses - live!