SMA 09: Stefanie und Züri West räumen ab

Text: SMA/Ko:L
Bilder: SMA/adrenaline-pictures.ch
Als Ivo Sacchi, Präsident der Industrie-Vereinigung IFPI die Swiss Music Awards (SMA) 2009 in eine Reihe mit den Grammys und den Brits stellte, griff er wohl etwas gar hoch. Aber immerhin: Der Festsaal des Kaufleuten war rappelvoll bei der zweiten Ausgabe der Preisverleihung. So voll, dass sich manch einer im Foyer mit Bar und Bildschirm zufriedener wähnte, als im stickigen Festsaal. Aber eben: Die Zeichen stehen gut, die SMA haben sich zu einem gefragten Event der Schweizer Musikszene gemausert.
Züri West
Bei den Schweizer Künstlern waren Züri West und Stefanie Heinzmann die grossen Abräumer. Stefanies „My Man Is A Mean Man“ wurde als bester Songs national ausgezeichnet, dazu holte sie sich den Award in der Kategorie Best Newcomer. Der nationale Preis für das beste Album Pop/Rock ging an Züri West. Sie waren ebenfalls Doppelgewinner und erhielten den zum ersten Mal vergebenen Award für den besten Live Act National. Chartstürmer Bligg gewann mit seinem Album „0816“ in der Kategorie Best Album Urban National. Mit „Stop!“ gewann DJ Antoine in der Kategorie Best Dance Album.
Stefanie Heinzmann
Beide Schweizer Top-Acts gaben sich derweil wortkarg, respektive bescheiden. Stefanie freute sich riesig und fand „der Chlotz mega cool.“ Dabei hat sie vor der Show am roten Teppich noch verraten, dass sie selber eher für Bligg gevotet hätte. „Ich finde, was er macht ist grossartig!“ Stress, der letztjährige Abräumer des Events, überraschte heuer mit einem Gastauftritt. Er präsentierte sich in Höchstform und deutete mit seiner neuen Single „Tous les mêmes“ an, dass sein bevorstehendes Album ein ziemlicher Knaller werden könnte. Die SMA bezeichnete er als wichtig. „Es ist gut, dass die Künstler in der Schweiz Anerkennung für ihr Schaffen finden. Musik zu machen in der Schweiz und davon zu leben ist nicht einfach.“
Ko:L und Philipp Fankhauser
Blueser Philipp Fankhauser - zwar zu Recht mit seinem Album „Love man riding“ nominiert, aber aus unerfindlichen Gründen neben Phenomden und Bligg in der Kategorie Urban – freute sich, über unter den Nominees zu sein. „Nominiert zu sein, bedeutet Anerkennung für 25 Jahre Arbeit und das ist schön“, sagte er am roten Teppich und räumte gleichzeitig mit alten Klischees auf: „Blues ist nicht nur für Minoritäten und zahnlose unglückliche Leute“, erklärte er, „Blues ist die Wurzel von alledem, was hier heute Abend passiert.“ - Weniger ungezwungen ging Ritschi, der in der Show sein Solo-Debut „Schiistäg“ präsentierte, das Ganze an: „Ich fühle mich total nicht daheim auf diesem Teppich“, gestand er.
Chris von Rohr
Altrocker Chris von Rohr – mit Krokus gerade einen neuen hochdotierten Plattenvertrag im Sack – mimte bereits auf dem roten Teppich den Hektischen; auch wenn er erst als Laudator mit einer Einspielerpanne während der Show so richtig gefordert werden sollte. „Zum Glück gabs zu unserer Zeit solche Events noch nicht“, liess sich der Bassist mit der Windel auf dem Kopf aber doch noch entlocken. „Wir waren damals so trümmlig darauf, wir wären auf keinen Fall heil über einen roten Teppich gekommen!“ Da sind die Rocker des 21. Jahrhunderts ganz offensichtlich ziemlich anders drauf: Shakra-Sänger Mark Fox sagte: „Es ist cool, endlich auch für Musik, die sonst nicht so sehr anerkannt wird, etwas Anerkennung zu kriegen.“ Dass sie heuer noch nicht nominiert gewesen seien, spiele dabei eine untergeordnete Rolle.
Seven mit Begleitung auf dem roten Teppich
„Wir sind ein kleines Land mit einer grossen Musikszene, die eine Auszeichnung wie den SMA verdient hat“, sagte Marc Sway, der mit "Severina" selber für den Award „Best Song National“ nominiert war. Als Grund dafür, dass es ziemlich lange dauerte, bis ein derartiger Event auf die Beine kam, ortet Sway den Schweizer an sich: „Es strebt gegen unsere Natur, uns selber zu feiern. Der Schweizer ist lieber bescheiden und zurückhaltend.“ Ins selbe Horn stiess Souler Seven, der als Showact sein neues Album „Like a Rocket“ vorstellte – oder zumindest die Single „Lisa“: „Dass wir alle hier draussen frieren im Namen der Schweizer Musik, ist gewiss ein Frotschritt“, sagte er grinsend, um ernst anzufügen: „Es gab Zeiten, da wurde die Schweizer Szene als tot und der Sound als Pop-untauglich taxiert.“ Chartstürmer Bligg war der letzte, den roten Teppich beschritt: „Ich erwarte, dass es einen guten Abend gibt – und dass der Event die Schweizer Musikszene vorwärts bringt.“
Chartstürmer Bligg
Für den Auftritt des Abends sorgten auf dem roten Teppich aber die Bieler Funpunker QL. Als Gäste eingeladen sich jeder auf einem Segway die Ehre. „Wir haben dieses Fortbewegungsmittel soeben roter Teppich-tauglich gemacht“, meinte Drummer Tosi grisend – und gestand, dass roter Teppich und Rock'n'Roll nur bedingt zusammen passen. Aber: „Es gibt gratis Bier, also sind wir nicht ganz im falschen Film!“ Auch Baldy Minder – als Manager des HipHop Kollektivs Chlyklass zwar in der anderen musikalischen Ecke, als QL, aber doch auch bekannt als heimlicher Rocker – meinte: „Wir sind heute Abend dafür da, uns wenigstens gratis zu betrinken.“ HipHop finde viel zu wenig Ankerkennung am Anlass, ist seine Überzeugung.
QL auf den Segways
Da fühlte sich Chris Haffner, 50 Prozent des Pop-Duos Myron, das bald auch ein neues Album am Start hat, schon wohler. „Der Event ist eine tolle Gelegenheit, sich mit Kollegen und Künstlern zu unterhalten.“ Jung-Rockröhre Börni, zur hageren Blondine mutiert, freute sich derweil, „dass es überhaupt eine Ehrung für das Musikschaffen in der Schweiz gibt.“ Und schon fast prophetisch erkannte sie bereits vor der Show: „Die Szene hätte noch viel mehr verdient – aber es hat nicht genügend Platz hier drin!“
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