Nach Hellvetic Rock und Metal Nation erschien Ende August mit Swiss Rocks der dritte Sampler mit sattem Rock made in Switzerland. "Scho wider e CD-Kritik überne Sampler?", fragte ich mich - und gab mir die Antwort gleich selber: "Nein!" Ich erinnerte mich an ein Interview, in welchem Kandlbauer gesagt hat, er liebe es, zum Autofahren geilen Sound so richtig laut knallen zu lassen. So kam es, dass wir vor dem Gig am 6. Oktober im Mokka in seinem Ford eine Stunde von Thun durchs Gürbetal und zurück durchs Aaretal unterwegs waren, Swiss Rocks durch die Karre bretterte und Kandlbauer mir erzählte, wie ihm die Songs einfahren und welchen Bezug er generell zu CH-Rock hat:
#1 Krokus – Heatstrokes:
„Klassik-Rock halt, so wie mans gemacht hat. Der Song ist geil, aber irgendwo hört man doch den Status Quo-Beat raus. Allerdings spielen die Jungs geil mit dem Pan, diese Links-Rechts-Sache beim Gitarrensolo.“
#2 Gotthard – Immigrant Song:
„Ah-ah-aaaah-ha! Wow, ich kann gar nicht so hoch singen. Das ist ein sehr gelungenes Cover, etwas härter, etwas moderner. Ich bin eh Zeppelin-Fan, ja, das gefällt mir, ist wirklich cool, super!“ Dann erzählt Kandlbauer, wie er selber auch immer wieder Covers gespielt hat, früher mit Crossfade Zep- oder Rainbow-Songs, heute die Stone Temple Pilots oder Cheap Trick.
#3 Flink – Somebody Somehow:
„Flink – hab ich bis hierhin nicht gekannt. Aber gefällt mir gut, muss ich sagen."
#4 Favez – Not ready for the Wind:
„Favez ist wohl etwas vom geilsten, das die Schweiz im Indie-Bereich hat. Und die sind glaube ich die einzigen aus dieser Szene, die es geschafft haben, auch bei einem breiteren Publikum bekannt zu werden. Eine Superband und ein sehr heisser Song!“ Hier kommt allerdings auch der Punkt, an dem Kandlbauer eingesteht, dass er sich selber nie gross mit der Schweizer Indie-Szene befasst hat. „Ich bin halt in den Neunzigern mit Alternative aus den USA gross geworden.“ Wobei er auch viele Konzerte mit Schweizer Indie-Bands gespielt habe, etwa mit Disgroove oder den ganzen Acts aus der Swiss Underground-Ecke.
#5 Neviss – Kings on the Run:
„Hmmm – hat was von Britpop. Ja das ist es, es geht in diese Richtung. Und beweist damit, wie breit die Schweizer Rockszene ist.“
#6 Chewy – Black Belt:
„Jetzt mal ne Frage: Diese Bands sind nicht alle bei SonyBMG unter Vertrag?“ - „Ne“, lautet meine Antwort – und Kandlbauer ist beruhigt ;-) „Ist noch cool, hat ein bisschen was von Jimmy Eat World. Ich kenne die Band zwar nicht, aber gefällt mir gut.“ Und dann landen wir bei einem heiklen Thema innerhalb der Schweizer Szene: „Mir ist aufgefallen, dass man bei einigen Bands den Akzent extrem merkt“, sagt Kandlbauer – und hat damit (leider) nicht unrecht, wie wir später noch sehen werden...
#7 Meyer – Elephant Man:
„Meyer? Doch, der Song ist mir aufgefallen, ich find ihn cool, gerade, weil er ein wenig dark ist. Find ich ok.“
#8 Wake – Almost Yesterday:
„Geile Stimme, finde ich, ganz heiss, wie er schön langgezogen singt.“ Bono will Kandlbauer zwar nicht als Vergleich beiziehen, meint aber dann: „Irgendwas, ein klein wenig von Chris Cornell glaube ich da zu hören – auch wenn ich nie jemand wirklich mit Cornell vergleichen würde. Aber es zeigt doch, dass wir in der Schweiz viele recht geile Sänger haben.“
#9 Redwood – My portable phone:
„Yess, das ist die ´Siamese Dream´ Gitarre von Smashing Pumpkins – und ich bin ein riesen Pumpkins-Fan! Darum gefällts mir. Umso erstaunter war ich, dass eine Frau singt. Der Refrain hat mich weniger gepackt, als die Strophen, aber der Song gefällt mir. Auch hier wieder eine starke Stimme, ähnlich wie bei den Cranberries. Und ein weiterer Beweis, dass Schweizer Musik zuwenig gefördert wird...“
#10 Disgroove – Down on myself:
„Yeah – fuck – so geil!“ Und dann geht der Lautstärkeregler ganz hoch. „Huere kompakt! Soweit ich mich erinnern kann, haben die Jungs diese CD selber im eigenen Studio aufgenommen und man konnte über die Webcam jederzeit zuschauen. Eine Band, die für mich in der Schweiz eindeutig mehr Anerkennung und Erfolg haben müsste, für das was sie macht und für das Talent, das die Jungs haben."
#11 Pure Inc. - Genius:
„Ääääh – Pure Inc. - ja, da ist mir aufgefallen, dass der Sänger aus dem Metalbereich kommt. Hat irgendwas von Whitesnakes David Coverdale. Genau das macht diese CD Interessant – du hast Metal, Alternative, Punk – von allem etwas...“
#12 Shakra – Rising High:
„Shakra – Rising high! Uhure komprimiert, drückt rächt. Shakra gefallen mir extrem. Aber ich glaube, sie sind etwas zu spät mit ihrer Art von Sound.“ Und zu Fox´ Kotz-Story vom Sweden Rock meint Kandlbauer nur: „Wow, da hätte ich Freude gehabt, geil!“
#13 Backwash – Kill Thrill:
„Halt!“ Ich skipe zurück... „Los mal wiener ´trii´ usspricht. Aber gut, ist ein kleines Detail. Aber passt nicht schlecht. Den Refrain hat man einfach nach dem ersten Mal gehört, der geht mir nicht so rein. Aber zum Glück ist das Geschmackssache...“ Immerhin: Wir sind zum richtigen Zeitpunkt zurück auf der Autobahn – von da an geht´s nämlich tempomässig nochmal kräftig vorwärts auf der Scheibe.
#14 Toxic Guineapigs – Soul Betrayer:
„Die Produktion überzeugt mich jetzt hier nicht besonders. Aber die Band hat den geilsten Namen. Könnte ich zurück, würde ich meine Band auch so nennen. Aber der Song ist geil, hat was für sich.“
#15 The Chocolate Rockets – Anything Else:
Kandlbauer hört hin, nickt mit und dann! „Aaaaahhh – wen wi ar tugeter.... jä guet. Ist ok, aber haut mich nicht aus den Socken.“ Eben - wieder das Problem dem Akzent im Englischen...
#16 Highfish – Rip Tide:
„Das gefällt mir – Highfish habe ich vermutlich auch schon live gesehen. Ja, ist heiss, gerade auch die Bridge vor dem letzten Refrain ist sehr geil!“
#17 The Peacocks – Warning:
„Peacocks – sehr geil. Die habe ich vor vier oder fünf Jahren mal im Mokka gesehen – und da ging die Post ab wie Sau. Sehr heiss!“
#18 Snitch – Chasing Stars:
„Ah, Snitch! Die habe ich am Greenfield gesehen... Ist einfach Punk, Fun- oder College-Punk. Tönt gut...“
#19 Hukedicht – I wanna go go:
„Hukedicht – heisst das plüttervoll? Bi üs z´Grindelwald seitme däm Hakedicht. Die Stimme ist speziell, man liebt sie oder liebt sie nicht... Mir ist´s zu theatralisch gesungen, ein Problem, das ich im übrigen auch lange hatte...“
#20 Grannysmith – U:
„Fuck you – sehr geil! Halt dieser typische Modernpunksound, zum Beispiel wie No use for a name. Dieser Sound ist halt einfach geil...!“