Tanja Dankner - Von "irgendwo" ins Rampenlicht
Text: Monthy
Bilder: Tanja Dankner
Es dürfte wohl einigen so gehen wie mir, wenn sie ab 17. September den Namen Tanja Dankner am Radio hören - da war doch mal was...? Die Soul-Lady sorgte zusammen mit Bruder Phil als Soul Affair vor Jahren für ziemlich Furore, versank dann aber doch wieder ein wenig in der Versenkung. Szeneinsidern hingegen blieb der Name eigentlich immer präsent. Unter anderem war Tanjas Stimme im Background mancher CD-Produktion zu hören. Dies nicht primär, weil ihr keine anderen Möglichketien offen gestanden hätten. "Ich habe schon auch bewusst Projekte ausgewählt, bei denen ich im Hintergrund bleibe. Denn für mich stand eigentlich immer die Musik im Vordergrund und nicht die Präsentation und Vermarktung. Jetzt ist aber die Zeit gekommen, wieder einmal etwas an die Öffentlichkeit zu tragen", formuliert die Künstlerin selbst ihren nicht ganz alltäglichen Werdegang. Während sonst nämlich alle ein eigenes Album wollen, kaum dass sie das Mikrofon in der Hand halten können, gibt es im Falle Dankner haufenweise Alben mit Tanja, aber nur ganz wenige mit. Soul Affair hatte damals eines draussen. "...und es gibt auch ein Dankner-Album, das ich in Deutschland aufgenommen habe", präzisiert die Frau, die eigentlich für Stefanie Heizmann bei Stefan Raab vorgespurt hatte. In die Zeit fällt auch der Gewinn des kleinen Prix Walo.
Wer nun meint, Tanja habe nach diesen ersten Erfahrungen die Öffentlichkeit eher gemieden, der täuscht sich. "Man macht einfach so, wie einem wohl ist", heisst das dann ganz lapidar, "Von Mal zu Mal. So lange ich zufrieden bin und die Musik machen kann, die ich machen will, zudem noch davon leben kann, ist alles perfekt. Der letzte Aspekt ist ein ganz wichtiger. Schliesslich lebe ich schon seit 17 Jahren von der Musik. Mit 35 hielt ich es für angebracht, mal wieder ins Rampenlicht zu treten und all meine Geschichten zu erzählen, die sich angesammelt haben - mit einem Album..." - Ein Album, das mit einem simplen Wort umschreibt, wo Tanja von aussen her betrachtet die letzten Jahre verbracht hat: "Somewhere" - Irgendwo... Nach dem Release der CD wird Frau Dankner dann ihren Platz hoffentlich gefunden haben. Dem widerspricht sie allerdings: "Ich denke, ich habe meinen Platz bereits gefunden...Das Nest gebaut habe ich wirklich vom ersten Ton an, den ich mit Cyril (Camenzind, die Red) an diesem Album gewerkelt habe. Ich fühle mich sehr verankert darin, weil ich die CD auch wirklich in erster Linie für mich gemacht habe. Jetzt freue ich mich darauf, es an die Öffentlichkeit zu tragen."
Als zweiten Song präsentiert Tanja auf "Somewhere" ein transkontinentales Duett mit Roachford - "Best Friend". Enstanden ist es mit modernsten Hilfsmitteln, sprich Skype. Tanja erläutert mir die Vorgehensweise wie folgt: "Er lebt in London. Nun gab es ja schon länger die Möglichkeit über Email und Telefon mit Leuten in Entfernung zu arbeiten. Das Tolle an Skype ist, dass du Ton und Bild zur Verfügung hast. Wir haben uns zuerst über Gott, die Welt und Musik unterhalten und irgendwann angefangen zu jammen. Er lernte gerade Gitarre spielen, obwohl sein eigentliches Instrument das Piano ist. Ich begann mitzusingen und dann haben wir uns vier Stunden lang Songs hin- und zurück geschickt. Er macht auch gerade ein Album. Irgendwann - so um vier Uhr morgens - habe ich ihn dann gefragt, ob er nun das Duett mit mir machen wolle." Trotz modernsten Kommunikationsmitteln ist es aber gut, wenn man sein gegenüber schon ein bisschen kennt und entsprechend spüren kann. "Wir haben vor 7 Jahren zusammen 15 Konzerte gespielt und uns dabei kennen gelernt. Das war vor allem wichtig, weil ich einen Roachford nicht einfach so bekomme."
Die damalige Begegnung spielte sich in Tanja's SEAT Musicsessions ab, die sie und Phil seit 11 Jahren organisieren und die sie immer wieder mit in- und ausländischen Künstlern zusammen bringt. Tanja nutzt das Gefäss auch zur eigenen musikalischen Definition und als Spielplatz für Ideen. Tanja: "Ich bin seit jeher Fan von Sessions, habe so wunderbare Musiker und Künstler kennen gelernt. Da gibt es einen echten Austausch - so wurde ich etwa auch schon nach England, Frankreich oder Italien an Sessions eingeladen. Mich inspirieren diese Leute, auch No-Names, die oft unglaubliche Fähigkeiten mitbringen. Ich denke, es bedeutet mir so viel, weil man die Bühne wirklich miteinander gestaltet und einander nicht konkurriert. Den Ausdruck 'Ausprobieren' halte ich im Zusammenhang aber für falsch. Es ist absolut seriöses Musizieren mit dem Ziel von hoher Qualität."
Der Release von "Somewhere" passt perfekt in den momentanen Trend zu sanften Frauen. Darauf gewartet hat Frau Dankner aber nicht etwa. "Kommen die sanften Frauen nicht konstant übers ganze Jahr daher? Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wann der beste Moment für ein Album ist. Wir haben anderthalb Jahre daran gearbeitet und sind jetzt bereit. Deshalb veröffentlichen wir es jetzt. Wir hätten es aber auch schon am Beginn dieser Zeit heraus geben wollen. Das kann man nicht timen..." Soviel zum Thema "The Trend is your friend". Dass er es ist, verdankt Tanja eigentlich dem Lauf der Welt. Wie sieht sie sich aber selbst im Vergleich zu den meist sehr jungen Exponentinnen, die ins Haifischbecken Music Biz geworfen werden? - "Ich bin schon sehr dankbar, zu wissen wo ich herkomme und wo ich hin will. Dass mich nichts mehr einfach so umwerfen kann. Es ist schon auch eine Frage des Selbstvertrauens. Was ich hier präsentiere, sind die Songs, die mir ja selbst gefallen. Dahingehend ist es mir wohler, nicht mehr zu den ganz Jungen zu gehören. Ich mag es aber auch jeder jungen Künstlerin absolut gönnen. Es hat momentan wirklich sehr viele tolle frische Musikerinnen, die mich auch inspirieren." Marketingtechnisch hat Tanja wohl etwas Vorsprung. In all den anderen Projekten, in denen sie involviert war, wird sie ja auch etwas aufgeschnappt haben, oder? - Tanja: "Ja und ich wäre ja blöd, wenn ich das nicht nutzen möchte. Dagegen war für mich eigentlich neu, mit einer eigenen Band im Studio zu stehen und jetzt auf Tour zu gehen. So bleibt es immer spannend."