Thunder-X wollen Diamanten schleifen
Der Samstag Abend verhiess trotz klarem, wolkenfreiem Himmel ein Gewitter, denn Thunder-X gaben ein Heimspiel im Thuner The Rock. Da mich Blitz und Donner seit je her faszinieren, liess ich es mir nicht nehmen, die Donnervögel zu besuchen und mir vor ihrem Konzert einen Einblick in ihr Schaffen geben zu lassen. Da auf ihrer Page das Gründungsjahr mit 2001 datiert ist und ihr Erstling erst diesen Frühling erschien, spreche ich das Quartett darauf an und kann damit auch gleich eine massive Fehlinformation aufklären. „Das ist eben falsch. Wir haben uns in dieser Formation eigentlich erst im 2005 gegründet. Und zwar war damals noch der Bruno am Bass, der vor zwei Jahren durch Joe ersetzt worden ist. Das Datum 2001 ist eine falsche Information die wir hereingeschrieben haben, denn damals wollten ich und der Ex-Gitarrist eine Band gründen und haben Leute gesucht.“ Und diese Suche hat sich bis ins 05 geschleppt... So kann man wohl die Bandgründung auch erst von da an zählen, klärt Gitarrist Thomas Wenger den Fehler auf. Folglich verringert sich natürlich auch die Zeitspanne zwischen Gründung und Debüt. „Da wir im 05 bei Null angefangen haben und im Frühling 08 die erste CD releast haben, war das gar nicht so lange und die Zeit hat es gebraucht“, erklärt Emanuel. In der Zeit wurden Songs geschrieben, verbessert, aufgepeppt... Auch sind Thunder-X auf diversen Samplern vertreten, was viel Zeit in Anspruch genommen hat. Nebst einigen Wechseln im Lineup können die Thuner keine weiteren, nennenswerten Stolpersteine zum Release des Erstlings nennen. Bassist Joe verweist auf die Zeit nach den Aufnahmen: „Erst nachdem wir es aufgenommen, und bevor wir es herausgegeben haben, da hat uns Patric Bürki, der zweite Gitarrist verlassen. Das hat uns in Rückstand gebracht, weil wir all die Songs neu einstudieren mussten, damit wir sie zu viert auf der Bühne bringen können.“
Was den Jungs wichtig war und sie aufdem Album „Pictures of a broken world“ unbedingt rüberbringen wollten, ist ihre Vielseitigkeit. Dass man eben nicht klar sagen kann, welchen Stil sie spielen. Es geht von Metal über Hardrock, von Balladen ins Knallharte, schlittert teilweise in funkige Gewässer und hat gerade mit den spannenden Synthesizer-Parts sogar popige Einflüsse, was ein Schubladisieren fast unmöglich macht. „Uns war es wichtig zu zeigen, dass wir viel verschiedene Musik machen und auch für die weitere Zukunft sind wir nicht darauf erpicht, möglichst eintönig und immer gleich zu tönen, sondern das wir breitgefächert sind“, meint Emanuel Kneuss. „Das macht uns auch am meisten Spass.“ Die Vier kommen ja auch aus völlig verschiedenen Musikrichtungen. Joe ist zum Beispiel eher der Funker, Sänger Mänu ist „knallharter“ Metallfreak, Gitarrist Thomas Wenger fährt eher die Rockerlinie und Drummer Remo Dal Farra (alias silent Bob) soll im privaten sogar Techno-Sachen machen. Da ist es nicht verwunderlich, geht ihre Bandbreite von hitzig, dunkel und mystisch, über balladesk sogar bis hin zu funkig. Ob diese Vielfalt dem Ausgleich dient, aus einer Schizophrenie entspringt oder rein zum Spass geschieht, ist schwer nachvollziehbar. „Wohl von allem etwas“, lacht Joe, „durch unsere Wurzeln hat es dann so einen bunten Mix gegeben...“
Die Presse hat eine gewisse Macht, Bands entweder hochzujubeln oder zu Zerschmettern. Über den Silberling der Thuner wurde Diverses geschrieben. Vergleiche mit grossen Bands wie Gotthard, Shakra und Christal Ball ehren die Truppe einerseits - andererseits finden sie es noch verfrüht, angesichts ihrer jungen Band und der wenigen Jahre der Existenz von Thunder-X, solche Verbindungen zu suchen. Mänu ist auch einverstanden mit MC, der auf Trespass schrieb: „Der Eindruck, den Thunder-X vermitteln, ist aber momentan noch wesentlich roher. Es bleiben ja auch noch einige Alben Zeit für den Feinschliff...“ „Ich sehe es auch so wie Monthy. Wir wollen wachsen, sowohl stilistisch, wie auch von der Produktion im Studio her. Wenn Musiker neu zusammengewürfelt werden, müssen sie sich erst einmal finden. Ich komme ja noch aus einer anderen Band und dort kenne ich die Musiker genau, fällt es mir viel einfacher. Die Zeit haben wir für die erste CD gebraucht und freuen und jetzt um so mehr auf die Zweite, da wir nun ein eingespieltes Team sind. Das nächste Album soll das jetzige toppen, das ist klar.“ Joe Leuenberger erklärt es folgendermassen: „Unsrer jetziges Album ist einfach eine Momentaufnahme, so, wie wir Ende 06 Anfang 07 - als wir es eingespielt haben - eigentlich gewesen sind. Das Nächste wird wieder eine Momentaufnahme sein, so wie wir eben dann sind...“ Tom ist der Meinung: „Inzwischen, weil wir einander eben auch besser kennen, hört man besser auf den Anderen. Sei es auch nur, wenn er etwas erzählt oder wie er spielt, einfach allgemein. Ich glaube, dass ist so eine Chemie die man erst aufbauen muss bis es dann steht. Viele haben geschrieben, der Diamant kann noch geschliffen werden und den schleifen wir auf unsere eigenen Wege. Aber ich glaube, es kommt gut.“
Also wollen sie ihren Rohdiamanten schleifen, ihrer ganzen Musik Politur verleihen. Aber die Liebe zu etwas beginnt im Detail (hat mir mein Bruder unlängst beigebracht) und so kämpften auch Thunder-X um einen kleinen Bindestrich in ihrem Domain. Nach kräfteraubendem Streit wurde aus dem temporärem www.thunderx.ch wieder www.thunder-x.ch Und nicht nur die Internetadresse war betroffen... Aber um nicht alte Wunden zu öffnen, hält sich Mänu zu diesem Thema eher etwas zurück. „Wir möchten das Thema nicht all zu breit treten... Grundsätzlich war es so: Als der Gitarrist ausgestiegen ist, hat er gewisse Sachen, was den Namen anbelangt, für sich beanspruchen wollen. Wir haben eben vor der CD und auch kurz danach noch massig Zeit darin invertieren müssen, diese Angelegenheit ein für allemal zu klären. Für uns ist jetzt gut.“ Für mich auch, denn meine Arbeit für den Samstag Abend ist getan und ich kann mich voll und ganz den beiden folgenden Konzerten widmen. Gewitterfest sollte man schon sein, wenn man erst Thunder-X und anschliessend den Auftritt der Basler Combo Pure Inc. unbeschadet überstehen will, grins...