Friedliche T-Rage verbinden
Text: Sandy
Bild:
www.musicbild.li T-Rage ein Name der kaum jemanden am Rockfest Brienz kennt. Höchstens die Frutigländer, die für den Auftritt des Samstags-Opener extra auf die andere Seite des Berner Oberlands anreisten. Seit Oktober 2008 spielen sie so zusammen, nur etwa zehn Auftritte verzeichnen die sechs Musiker bis heute. Aufnahmen zum anhören gibt es noch nicht – ein Special-Surprise also. Ihr Sound groovt, rockt von Anfang an und schreit, wenn es sein muss. Mutig lassen T-Rage verschiedene Stil-Richtungen von Metal bis Pop ineinanderfliessen. Gekonnt peppen sie ihre Palette von Eigensongs mit dem Klassiker „I just died in your arms“ von Cutting Crew auf. Auch wenn an ihrer Bühnenpräsenz sicher noch geschliffen werden kann, ist das die musikalische Neuentdeckung am diesjährigen Brienzerseerockfestival.
Jürg Künzi und Jean Marc Crettaz, zwei Vollblutmusiker aus dem Kandertal, spielen schon weit über zwanzig Jahre zusammen Gitarren. In den 80iger war es Mundartrock, dann starten sie das Projekt Tears of Rage. Die Jungstars Jeff Zopfi (Bass) und Drummer Roman Schütz sind dazu gekommen. Im Frutigtal weiss man, was aus Instrumenten herauszuholen ist, aber passende Stimmen dazu zu finden ist schwierig. Jeff brachte Janine Hulliger und Thomas Winkler von der Band Nieverlore in den Übungsraum. Die beiden Stadt-Berner sind genau die richtige stimmliche Ergänzung. Eine interessante Zusammensetzung: Musiker aus zwei Bands, im Alter zwischen 42 bis 19 Jahren und zu guter Letzt noch der Zusammenprall zwischen Stadt und Land. Thomas schmunzelt, auf die Frage, ob es nicht sprachliche Verständigungsschwierigkeiten gebe: „Nein, der Dialekt ist kein Problem, sonst haben wir Römu als Übersetzer.“
Vergleiche zu bekannten Bands zu ziehen ist schwierig. „Unsere Songs sind alle sehr unterschiedlich. Es hat sicher Einflüsse von Iron Maiden darin. Andere sind eher wieder popiger“, versucht Sänger Thomas auszuschweifen. Jürg will gar keine Parallelen anbringen: „Wir wollen unser Musik machen und nicht etwas kopieren.“ Im Publikum ist während ihrem Gig der Begriff 80-Jahr-Hardrock gefallen. Jürg gibt zu, dass er sich damit schon identifizieren kann: „Diese Aussage gefällt mir persönlich sehr gut. Aber nicht nur - unsere Palette ist viel breiter.“ Genau die Mischung zwischen harten, angriffigen Gitarrenriffs und popigen Melodien finde er interessant. Jede Menge Auftritte sind das primäre Ziel von T-Rage. So wollen sie zu ihrer Routine finden. Drei Songs haben sie für ihre Homepage aufgenommen und sind bald ab hörbar.
Der Sound-Designer und der musikalische Kopf von T-Rage ist ganz klar Jean Marc. „Mit seinen Ideen kommt er zu uns, und fragt uns nach der Meinung“, zeigt Gitarrist Jürg ihr Vorgehen auf. Meistens seien sie begeistert. „Melodiöse Musik, zeitweilig krachende Gitarren, abwechselnd mit feinen Elemente“, beschreibt auch er ihren Sound und doppelt begeistert nach: „Genau diese Mischung spricht mich an.“ Weiter stellt der Blondschopf fest: „Wir beide haben uns noch nie gestritten über den Stil, es hat immer gepasst.“ Jürg ist übrigens ein bekanntes Gesicht hier am Rockfest Brienz. Der unermüdliche Helfer auf der grossen Bühne, der immer an Ort ist, wenn es beim Auf- und Abbau etwas zu schleppen gibt. Jean Marc ist eher der stille, überlegte Mitdenker, als der Redner. Er will auch nach dem gelungenen Auftritt seine Emotionen und das Rezept seines Sound-Designs nicht preisgeben. Auf der Bühne ist er nicht etwa der Frontmann, sondern steht Gitarre spielend am Seitenrand. Ungewöhnlich ist auch, dass er zwar die hochstehenden Melodien kreiert, sie aber dann Thomas zum Texten überlässt. „Es funktioniert gut“, sagt er ohne weitere Erklärungen dazu und ergänzt bescheiden: „Wir haben sicher etwas erreicht hier und sind einen Schritt weitergekommen.“ Sänger Winkler hat schon immer Texte geschrieben und erklärt sein Vorgehen so: „Ich höre die Demoaufnahmen an. Nach dem zweiten oder dritten Abhören, habe ich dann bereits eine Inspiration zu einem Thema.“ Das sind Gedanken die ihn, oder die Menschheit beschäftigen. „Tiefgründig, wie der Glaube oder der Tod“, nennt Thomas seine Schlagwörter.
Rage bedeutet übersetzt Wut. Die fünf Musiker und die Powerfrau Janine wirken auf der Bühne vielleicht zornig, aber sonst sind sehr friedlich und positiv eingestellt. Jean Marc dazu: „Der Name passt schon zum Sound. Das Wechselspiel zwischen brachialen und feinen Gitarren kann unruhig und sogar giftig wirken.“ Jeff weiss, wieso jetzt keine Tränen mehr Platz haben: „Der Name Tears of Rage gibt es schon häufig und auch ein Song von Bob Dylan heisst so.“ Das sei im heutigen Internet-Zeitalter beim Googlen ein Nachteil, weiss der geschäftlich denkende Jüngste der Band. Und Dylan habe halt mehr erreicht als sie. So entstand der Kompromiss-Name für den Neuanfang in dieser Formation. Jeff spielt zusammen mit seinem Vater auch bei der Partyband Top4tea und bekennt mit seinem Lieblingsspruch von Nietzsche: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Dankbar und bescheiden ist Drummer Roman: „Wir haben alle sehr gerne Musik und üben jedesmal voller Hingabe.“ Er verrät auch ein Ziel von T-Rage: „Wir wollen den Leuten das bieten, was Freude macht.“ Immer offen sei er für fachliche Kritik. Der Jungstar zieht daraus gerne Nutzen und Lehren. Verständlich, dass er später jeden Takt des Schlagzeugers der Band John Coghlan’s Quo beobachtet und aufnimmt. Schliesslich hat John bei den Status Quo gespielt und vielleicht bekommt Römu heute sogar ein Autogramm von ihm