Keine Zensur: Trashy Lullabies
19.7.2011/Text: Nico, Bilder:
on-pictures.ch Damit es gesagt ist: Trashy Lullabies mögen keine Zensur, weshalb das Interview nun so gar nicht jugendfrei daherkommt! Die Langnauer präsentierten sich am Gurtenfestival auf der Waldbühne.
Wie „wertlose Schlaflieder“ klingen die Songs der Langnauer definitiv nicht. Warum sie sich zu Deutsch trotzdem so nennen, erklären die Trashy Lullabies wie folgt: „Ja, wenn du nicht schlafen kannst, musst du schauen, dass du dich irgendwie sonst beschäftigen kannst.“ Die Band daher als Selbsthilfegruppe gegen Schlafstörungen zu bezeichnen, sei nicht übertrieben. Denn weil sie nicht schlafen konnten, fingen sie an zu musizieren. Für die Jungs, die ihr Gesicht fürs Konzert mit weisser Farbe bemalten, ist der Auftritt auf dem Gurten ihr bisher grösster. Um noch kurz zur weissen Farbe zurück zu kommen: „Wir haben einmal von Kiss gehört, dass diese in New York herumlaufen können ohne, dass sie jemand kennt, also haben wir gedacht, wenn wir in Langnau, BE, herumlaufen können, ohne, dass wir erkannt werden, dann müssen wir uns schminken“, erklärt Yabba, der Bandälteste.
Die Jungs, die dank des Waldbühnen-Contest auf den Gurten gevotet wurden, sind alles andere als bescheiden in Bezug auf Voting-Sieg: „Also das ist ja klar gewesen: Wir haben uns angemeldet und gewusst, jetzt gehen wir auf die Waldbühne“, erklärt Jan Holger selbstsicher. Pascal Clod flachst weiter: „ Als wir erfahren haben, dass wir spielen, sind wir bedroht worden. Ja sogar Morddrohungen haben wir bekommen. Also wir haben eigentlich schon vorher gewusst, dass wir spielen werden. Aber in dem Moment als es klar war, haben wir Angst bekommen um unser Leben…“ Speziell ist, dass sie am Abend vor ihrem grössten Auftritt keine Schlaflieder brauchten um zur Ruhe zu kommen.
Die fünf konnten zwar auf Schlaflieder verzichten, wiegten sich aber beispielsweise mit einer Flasche Wiskey oder dem Zählen von hunderten von Schafen in den Schlaf. Aber da die Band schon seit dem Festival-Auftakt am Festival war, wurde der Schlaf sowieso etwas in den Hintergrund gestellt. Viel zu gern haben sie die Musik. Nicht nur ihre eigene. Wie man heraushören kann, gefiel den Trashy Lullabies das diesjährige Festivalprogramm besonders gut. Denn auf die Frage, welche Bands sie sich denn noch anhören wollen, fliegen mir wörtlich genommen von allen Seiten Teile des Festivalprogramms zu, sogar die Namen von Bob Dylan, Paul McCartney und Bob Marley fallen. Ich weiss nicht, ob meine Frage am grossen runden Tisch überfüllt mit Bierflaschen falsch angekommen ist, oder ob es daran lang, dass der Grossteil der Bierflaschen bereits leer war. Jedenfalls sind die fünf eine sehr lustige Truppe, die nicht auf den Mund gefallen ist und es nicht ausstehen kann, wenn sie zensiert wird.
Da wir sie nicht verärgern möchten, halten wir uns an die Abmachung und werden den Lesern nichts vorenthalten. Die Jungs bejahen zwar, Optimisten zu sein, planen aber ungern in weit voraus. „ Ja, ich bin halt zehn Jahre älter als die anderen und ich kann jederzeit die Kurve kratzen“, so Yabba. Trotzdem geben sie dann zu, doch insgeheim zu hoffen, dass nächsten Sommer ganz viele Anfragen hineinkommen werden von Festivals aber auch für eine Clubtour. Und wer gibt sich schon einfach so mit der Waldbühne zufrieden? Jeder fängt bekanntlich einmal klein an, aber ganz klar ist es das Ziel der Trashy Lullabies, einmal die Hauptbühne des Gurtenfestivals zu rocken.
Zuerst steht jetzt die CD-Taufe an, welche am 22. September in der Mahogany Hall in Bern über die Bühne geht. Das Album ist bereits ab dem 19. September auf cede.ch zum Download erhältlich, und nicht, wie's Sänger Pascal Clod überall herumerzählt hat, erst ab dem 29. September. Wenn die Jungs nicht mit Trashy Lullabies beschäftigt sind, spielen sie alle noch in andern, wie sie sagen, in „guten Bands“. Das ist die schöne Formulierung. Die Jungs bestanden aber drauf, dass auch ihre Formulierung publiziert wird: Sie spielen gerne an sich herum, sagten sie.
Die Emmentaler-Giälä haben sich sich dann auch noch beklagt, dass man nie etwas von ihnen lesen kann, weil sie sonst immer erst um 2:00 Uhr morgens spielen und da die meisten Medien bereits Redaktionsschluss hatten, daher freuten sie sich sehr auf ihren Festivalauftritt um 14 Uhr und hoffen, so auch einmal etwas über sich lesen zu können. Durch die enorme Zeitverschiebung im Trashy Lullabies Rhythmus, musste der Alkohol eben auch schon ab 10 Uhr fliessen, damit beim Auftritt am Nachmittag kein Jetlag entsteht. Hoffentlich ist bei anderen Medien auch nach der Zensur noch etwas Lesbares für die Jungs herausgekommen...