Trauffer ist wieder daheim

Text: Sandy
Bilder: musicbild.li, Dominic Oppliger
Trauffer am Brienzersee Rockfestival
„Heute Abend spüre ich mein Heimatgefühl schon ausgeprägt gut“, gesteht Marc A. Trauffer strahlend nach seinem gelungenen Auftritt am 23. Brienzersee Rockfestival. Marc spricht damit sein Dasein an einem der wohl schönsten Sommeranlässe direkt am See an. Gleich nebenan wohnt der Mundartrocker übrigens. „Hier bin ich aufgewachsen, hier lebe ich“, sagt der Musiker. „Dieses Festival gehört zu mir, wie Gitarre und Schlagzeug zur Musik. „Seit ich denken kann, besuche ich diesen Event.“ Er kennt die Organisatoren, die Helfer hinter der Bühne und der Bar. Fast ein wenig nachdenklich versucht der Einheimische, Heimatgefühle zu beschreiben: „Wenn man wirklich weiss, wo man Zuhause ist, ist man heimgekommen.“ Genau so ein Ankommen wünsche er jedem Menschen. Seine Gedanken schweifen zum gerade Erlebten: „Wenn das Publikum heute den zehnjährigen Airbäg Song ‚Himmelbett‘ immer noch auswendig mitsingt, ist das auch ein Teil Heimat für mich.“
Trauffer am Brienzersee Rockfestival
Trauffer präsentiert momentan seine aktuelle CD mit dem passenden Titel „Dr Heimat z lieb“. Seine Heimat ist ihm wichtig, die hat er hier gefunden. Auch scheint er musikalisch angekommen zu sein. Nach einer sehr erfolgreichen Zeit als Frontmann von Airbäg, ist er mit seinem persönlichen Erstling „Pallanza“ eher in die melancholische Welt des nachdenklichen und stillen Träumers abgetaucht, der am See sitzend vor sich hin sinniert. Sein neues Album lebt wieder auf und sprudelt mit viel Witz und Freude. „Es ist irgendwie ein Back to the Roots, ein Schritt zurück zu den Airbäg-Zeiten“, gesteht Marc. Er habe auf der Pallanza-Tour irgendwann mal gemerkt, dass ihm Songs zum blödeln fehlen. „Ich glaube, Leute zu unterhalten, ist das, was ich kann und das, was ich bin“, outet er sich nach gemachten Erfahrungen. Und zum Glück gibt es verschiedene Arten von Träumen. Marc sagt lachend: „Ein Träumer bin ich immer noch, auch in den neuen Songs träume ich sehr viel – einfach lauter und direkter.“ Recht hat er, wenn man aufhört zu träumen, ist das Leben sowieso vorbei.
Trauffer am Brienzersee Rockfestival
Das Album „Pallanza“ hat Trauffer mit der Indie-Rockband Marygold produziert und mit diesen Musiker war er auch auf Tour. Nun ist er mit einer ganz anderen Crew unterwegs. Neu ist der weibliche Background-Gesang von Monika Schär und vor allem die prägende Handorgelbegleitung von Adamo Häller. Mit diesen Musikern hat der Brienzer die CD „Dr Heimat z lieb“ aufgenommen. Frank Niklaus war der Produzent, und er spielt nun auch live Gitarre. „Das gibt eine Kompaktheit. Die Musiker wissen, wie die Songs entstanden sind, und leben sie dann direkt auf der Bühne weiter“, gibt Trauffer seine Erfahrungen preis. Marygold habe perfekt zu seinem damaligen Befinden, ein Schritt weg von Airbäg zu gehen, gepasst. Die jetzigen Musiker seien nun gemacht zum Gas geben und unterhalten. Übrigens geht Trauffer’s „Heimat Tour“ bis Herbst 2011 weiter. Mutig haben sie sogar im Sinn, während dieser Zeit ein weiteres Album aufzunehmen und uns dieses nächsten Frühling zu präsentieren. „Es zieht jetzt an, die Leute kommen, darum wollen wir diesen Schwung so ausnützen und nicht eine Pause einschalten“, verrät der Macher.
Trauffer am Brienzersee Rockfestival
Auffallend und der zweite Mittelpunkt im Trauffer-Projekt ist der Akkordeonist Adamo Häller. Beherrschend fegt er mit seinem Instrument über die Bühne, wie wenn es eine Rockgitarre wäre. Die Wehmut, die sonst im Handorgel-Sound zu spüren ist, fehlt gänzlich und der Jüngling schafft es, sein Können mit einem naiven Spielwitz grandios hinüber zu bringen und passt so wunderbar auf die Rockbühne. Marc ist stolz, genau ihn getroffen zu haben: „Mit einer Handorgel können sicher nicht alle rocken.“ Ab und zu reisse Adamo beim Spielen das Ding sogar auseinander. „Adamo kommt eigentlich aus der Volksmusik. Er ist so ein grosses Talent, dass er sein Instrument auch für Jazz und Blues im Griff hat“, beschreibt Marc seinen Glückstreffer. Sogar AC/DC-Songs seien in seinem Repertoire. Dass der neue Trauffer auch wieder jodelt und auch so seiner Musik Ethno-Spuren einflösst, sei für ihn auch ein Zurück zu den Airbäg-Zeiten und nicht ein Nachahmen anderer Künstler. „Ich will einfach das machen, was ich kann und was mir gefällt.“ Augenzwinkernd gesteht er, dass er sogar mal während fünf Jahren selber Schweizerörgeli gespielt habe.
Trauffer am Brienzersee Rockfestival
Total ausgeflippt ist das Brienzer Publikum bei Trauffer’s Mundart Version des Evergreens „Fürstenfeld“ der österreichischen Band S.T.S. Vor über zwanzig Jahren war das der Klassiker in jeder Festhütte. Alle haben mitgetanzt und den Refrain „I will wieder hoam“ mitgesungen. Jetzt singen die Fans einfach „I wott wieder hei.“ Für Trauffer ist damit ganz klar das Heimgehen in sein Berner Oberland gemeint. Entdeckt hat er den Song bei den Eltern, auf DRS 1 und vor allem läuft er auch jetzt noch auf Partys. Irgendwann habe er dann mal den Text hinterfragt und gemerkt, dass das genau seine Gefühle sind, wenn er in eine Grossstadt gehe. Strahlend weiss der Ex-Airbäger jetzt nun: „Wenn man heute Abend hier die Leute gesehen hat, tanzend, hinten im Zelt auf den Tischen stehend, ist das meine Bestätigung, dass diese Coververarbeitung eine gute Entscheidung war.“ Und wer weiss, vielleicht wird am 43. Rockfestival in Brienz eine neue Version von „Himmelbett“ vorgestellt.
Copyright trespass.ch [br] Source: https:// https://www.trespass.ch/de/bands-a-z/t/trauffer/trauffer_ist_wieder_daheim.htm