Tschou zäme – Berner Troubadours mit einem steten Erfolg
Text: Sandy
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musicbild.li Bereits seit 20 Jahren gibt es das Trio „Tschou zäme“, entstanden aus dem damaligen Gitarren-Duo „Gärbi & Sentu“. „Tschou zäme“ sind Hans-Ulrich ‚Gärbi’ Gerber, Lorenz ‚Sentu’ Sommer und Bänz Hadorn. Die drei mitten im Leben stehenden Männer singen Berndeutsche Songs über ihrem Alltag und ihre Gefühle: Mehrstimmig, musikalisch begleitet von zwei Gitarren und einer Bassgeige. Es gibt in der Schweiz wohl wenige Troubadours-Formationen, bei welchen zwei Sänger gleichwertig im Mittelpunkt stehen - und welche als Hobbymusiker über so lange Zeit Erfolg haben. „Tschou zäme“ haben bereits sechs CDs und zwei Songbücher veröffentlicht. Laut Schätzung von Hans-Ulrich gibt es weit über 100 Songs von ihnen. Kürzlich sind sie zur ihrer aktuellen Tour „Blib no chli“ gestartet und die siebte CD ist in Planung.
Die Mahogany Hall ist bereits seit Wochen ausverkauft. „Heit dier Gluscht berndütschi Lieder z lose? Mir hei ou Gluscht druef“, begrüsst Lorenz das Publikum. „Tschou zäme“ kündigen neue Songs an und keine bekannten zum Mitsingen. Die Texte aus ihrem Leben sprechen das Publikum an: Ob Familienalltag, der Job als Arzt, das Wetter oder ganz einfach Liebeslieder, man fühlt sich inspiriert. Schon bald ist klar, dass es ganz viele Nuancen gibt, wenn es draussen kalt, nass und grau ist. Oder Hans-Ulrich verrät das Rezept vom ‚in’ sein: „E Ring in der Bruscht, e Tiger uf em Arsch u de khörsch drzu.“ Einen Song wert ist auch die ‚Berner Anke-Züpfe’ - es ist nämlich jedes Mal eine Herausforderung, den abgeschnittenen Käse mit einem gleichgrossen Stück ‚Züpfe’ zu justieren. Fast wie im Leben müsse man da aufpassen, dass es aufgeht. Auch wenn nach Aussage der Musiker die Liebeslieder nicht mehr so inbrünstig sind, wie vor zwanzig Jahren, singt Lorenz zu seinem Leben: „Ganz egal was d Zukunft bringt, bis dahäre mich i s wieder e so.“
Die Songs der Liedermacher sind unterschiedlich: Hans-Ulrich besingt eher bodenständige Themen, Lorenz befasst sich auch mit tiefgründigen Gefühlsgeschichten. Auch die Bühnenpräsenz ist anders: Lorenz strahlt eine natürliche Verlegenheit aus, Hans-Ulrich prägt mit seiner trockenen Art und Bänz hinter der Bassgeige bringt einen gewissen Schalk und Humor hinüber. Und zur Pause gibts traditionsgemäss Mandarinen fürs Publikum.
20 Jahre „Tschou zäme“ und etwa 30 Konzerte in der Mahogany Hall. Hier fand im Juni 1986 schon die Taufe des Trios statt. Hans-Ulrich ist sich nicht ganz sicher, ob die vielen Leute wegen den Mandarinen oder wegen ihren Songs in das Lokal strömen. Die Mandarinen-Tradition habe sich aufgedrängt, da all ihre „Mahog“-Konzerte in den letzten Jahren in der Adventszeit stattgefunden haben. „Wir wollen eine Mandarine spendieren, damit die Leute wenigstens Vitamine mitnehmen können“, sagt Hans-Ulrich, ergänzt aber: „Nebst vielleicht noch anderen bleibenden Erinnerungen.“ Bänz weiss, wieso die Band Erfolg hat, und meint trocken: „Du musst einfach etwas lange genug machen.“ In den letzten Jahren seinen sie zwar weniger präsent gewesen – und gleichwohl haben sie immer ein Programm mit etwas Neuem gehabt. „Das hat sich herumgesprochen“, meint Lorenz und erklärt: „Die Leute wissen, was sie an uns haben; Unterhaltung und Sachen, die tiefer gehen und etwas anregen.“ Ihr persönlicher Erfolg sei es auch, dass sich die Musiker immer gut verstehen und sich nie verkracht haben. Neue Sachen haben ihnen immer den Ansporn und Drang gegeben, weiterzumachen. „Jeder Abend ist anders, man weiss nie genau, wie er abläuft und das ist das Spannende daran“, erzählt Lorenz. Hans-Ulrich sagt zum Thema Erfolg: „Was wir machen, ist auf seine Art einmalig. Wir haben von Anfang an viel Persönliches von uns erzählt und gesungen. Das schätzt unser Publikum“, ist er überzeugt und fährt fort: „Je persönlicher du etwas ausdrückst, umso persönlicher spricht es den Zuhörer an. So sieht er sich wieder.“
Der Alltag der drei Musiker findet in einer ganz anderen Welt statt. „Wenn ich Musik machen müsste, um davon zu leben - egal, ob ich in Stimmung bin dafür, oder nicht - wäre es viel schwieriger. Jetzt freue ich mich jedes Mal auf das Spielen, weil es total etwas anderes ist, als der Alltag“, meint Lorenz. Bänz hat bereits verschiedene Musik-Stilrichtungen gespielt. Bei „Tschou zäme“ seinen ihm nun auch die Texte, die man versteht, wichtig. „Da ich etwas älter bin als die anderen zwei, kann ich ihre Texte noch besser verstehen. Ich habe ihre Lebensphasen ja bereits hinter mir.“ Bänz schreibt keine Lieder, vor allem, weil sie auch selber gesungen werden müssten. Das sei bei ihnen so; derjenige, der den Song schreibt, singt ihn auch. “Ich kann nicht ein Song von Gärbi singen - und er nicht einer von mir“, verrät Lorenz. „Mir haben total eine andere Sprache; wir texten anders und haben einen anderen musikalischen Background - wir sind da einfach zu unterschiedlich.“
Der Plausch soll auch in den nächsten 20 Jahren bleiben. Das Ziel von Hans-Ulrich ist: „Als Hobbymusiker ein professionelles Produkt herzustellen, welches mir und den Leuten Freude macht.“ Und mit einem gewissen Schalk erklärt er weiter: „Ich möchte in einem konkurrenzierenden Umfeld bestehen können, wo die Profis ein wenig neidisch auf uns runter schauen, weil sie davon leben müssen. Und wir können spielen, wo wir wollen und müssen nichts annehmen, was uns nicht passt.“ Lorenz verrät, was ihre siebte CD bringen wird: „Wir möchten die neuen Songs, die wir heute Abend gespielt haben, so verfeinern, dass sie CD-tauglich werden.“ Da CDs öfters abgespielt werden, als Konzerte besucht, werden sie jeweils mit weiteren musikalischen Überraschungen ausgeschmückt, wie Saxophon oder Englischhorn. Ihre erste CD „Wäge dir“ haben sie mit einer ganzen Band eingespielt, dieses Experiment möchten sie aber nicht mehr eingehen. „Damals hatten wir so grosse Ambitionen, da wollten wir unbedingt DRS3-tauglich tönen und nicht in der stillen Kammer blieben“, sagt Lorenz. Er erklärt weiter: „Wir sind von dieser Idee abgekommen, weil die CDs so ganz anders tönen, als wir live.“ Aber Lorenz wird doch noch übermütig: „Spannend wäre die Idee schon, vielleicht für einen einzelnen Anlass. Ja, es würde schon ‚fäge’ unsere rockigen Songs einmal mit einer Band zu spielen.“