Diskussionsrunde mit Uristier
Text: Eve
Bilder: Eve/Cover
Es war ein eisig-kalter Winterabend als ich mich im the Rock Thun an die Wärme flüchtete und dort über die Jungs von Uristier stolperte. Naja, um ehrlich zu sein war es kein Zufall, wir hatten abgemacht, vor der Taufe ihres neuen Albums „Checkpoint Cherplatz“ ein wenig zu plaudern. Am runden Tischchen, mit den vier Berneroberländern, glich unser Gespräch mehr einer offenen Diskussionsrunde als einem Interview. Es wurde konferiert, wild durcheinander geschwätzt, viel gelacht und ich schaffte es nicht immer, dem Talk mit dem Mikrofon zu folgen. Rolf (Bass), Bruno (Drum), Urs (Gitarre) und Sänger Jot nehmen sich nicht all zu ernst und so wurde viel gescherzt und sich gegenseitig verarscht.
Die Punk-Rocker musizieren seit über zehn Jahren zusammen. „Unsere Musik hat sich sicher etwas umgeformt in dieser Zeit. Ganz am Anfang konnte ich kaum ein Instrument in den Fingern halten. Mittlerweilen haben wir uns sowohl menschlich wie auch spielerisch verändert und dass verändert natürlich auch den Sound.“ Funktionieren tut das auch umgekehrt, Zeit und Musik sind eben nicht spurlos an der Band vorbeigegangen. „Nebst dem, dass wir Haare am Schnäbi bekommen haben, sind wir natürlich auch reifer geworden. Alle ausser Jogi, der nicht.“ Dieser stimmte dem ungeniert zu. „Das stimmt, ich bin immer noch auf dem Stand eines Sechzehnjährigen. Deshalb kann man auch sagen, dass sich die Songs nicht verändert haben, weil alles auf dem gleichen Niveau bleibt.“
Mit fiesen, spöttischen, sarkastischen und ungemein ehrlichen Texten macht man sich sicher nicht nur Freunde. Aber kritisiert werden sie deswegen anscheinend nicht. „Jedenfalls hören wir das nicht. Vielleicht wird hinter unserem Rücken geredet, aber mir selbst wäre noch nie etwas zu Ohren gekommen. Es ist halt auch so, mit dem Mundartzeug, das versteht eben jeder...“ „Uns geht es bei unseren Texten ja bewusst nicht um die heile Welt, in der alles schön und gut ist.Wem das nicht passt, der soll uns halt nicht hören.“ Trotz selbstsicherem Auftreten ist Herzklopfen kein Fremdwort für die vier Kameraden. „Auftritte gehen mittlerweilen recht routiniert vonstatten, aber eine gewisse Grundnervöse ist schon immer da.“ „Kommt sicher auch darauf an, wo wir spielen.“ „Das berühmte Lampenfieber eben. Das gehört dazu, sonst ist es nicht lustig.“
Auf die Frage, was denn das verrückteste war, das sie je auf der Bühne abgezogen haben, leuchteten vier Heiligenscheine auf. „Wir sind immer ganz brav. Wir machen eigentlich nichts verrücktes...“ „Naja, einer ist mal mit dem Töffli auf die Bühne gekommen.“ „Ein ander mal kamen WC-Papierrollen zu fliegen, aber das kam nicht von uns.“ Mit dem Slogan 100%Toilettcore provoziert man natürlich die Fans zu solch originellen Aktionen. Und noch so eine äusserst informative Antwort erhielt ich auf die Frage nach ihrem Bandnamen. Wie um alles in der Welt kommen Berner-Oberländer zu Uristier? „Gotthard kommen auch nicht vom Gotthard.“ Wurde ich staubtrocken aufgeklärt.
Fragen stellen musste ich plötzlich gar nicht mehr, es wurde einfach munter drauflosgeredet. „Die Motivation, dass wir immer noch Musik machen, ist die, dass es zwischen uns einfach so gut funktioniert. Wir sind schon zusammen zur Schule gegangen und kennen uns seit ewig.“ „Wir haben auch nicht so Vorstellungen mit Erfolg und davon leben können, sondern ich sehe uns mehr so als Nischen-Gruppe.“ „Wir machen auch fast alles selbst. Es fängt an mit den Aufnahmen, dann auch die ganze Produktion, wir suchen uns Auftrittsmöglichkeiten, in dem Business kannst du nicht warten, dass einer kommt und es für dich macht.“ So ging es noch ein Weilchen, bis sich die vier Schwandner auf ihren Auftritt und die Taufe der fabrikneuen Scheibe vorbereiten gingen.