William White im Rampenlicht des Gurtenfestivals
Text: Sandy
Bilder: Eve
William White, der Musiker mit karibischen Wurzeln, war auf dem Gurten vor keiner Fotokamera sicher. Überall knipste man ihn ab. Das ist eine ganz neue Situation für den Newcomer. Er werde immer wieder damit überrascht. „Nein berühmt bin ich noch nicht. Jetzt kennt man mich einfach ein bisschen“, ist sein Kommentar dazu. Nicht das Star-Sein ist das Ziel von William White, sondern dass man seine Musik gern hat. „Die Leute sollen meine Musik hören, sie soll ganz einfach bewegen“, erklärt William. Das Fotomodell-Stehen sei für ihn eher eine ungenehme Seite. „Ich möchte am liebsten nur Musik machen.“ William White spielte dieses Jahr das erste Mal auf dem Gurten. Auch sonst war er noch nie auf dem Berner Hausberg. Ihm sei nur bekannt gewesen, dass es hier ein grosses, schönes und besonderes Festival gibt. Ob Club-Konzerte oder Auftritte an Open Airs, William White weiss jeweils erst nach seinem Gig, ob er gut war. „Ich habe die intime Atmosphäre in den Clubs sehr gerne und im Sommer sind halt Open Airs das Grösste“, schwärmt er.
William White wuchs auf der karibischen Insel Barbados auf. Dort hat es nur 290´000 Einwohner und somit jährlich nicht hunderte von Festivals. „Wir haben einen längeren Grossanlass mit vielen internationalen Acts – vor allem aus den USA“, erzählt der Musiker. Er sei aber immer an seiner eigenen Musik interessiert gewesen und habe selten Konzerte besucht. Sein Ziel war es, dass die Leute irgendwann mal ihn auf der Bühne sehen. „Da komme ich dann schon noch dazu, an Festivals zu gehen“, habe er sich damals immer gesagt.
Mit neunzehn Jahre hat William Barbados verlassen und ist in die Schweiz gezogen. „Nein, nicht wegen der Musik. Ich wollte damals ganz einfach meinen eigenen Willen walten lassen“, verrät er. Der Zweispalt zwischen seiner Meinung und den Ideen der Eltern, war auch bei ihm ein Thema. Er sei gefangenen gewesen im Zwiespalt, ob es besser ist zu Studieren oder sich auf die Musik zu konzentrieren. Der Entscheid in die Schweiz zu kommen, war für ihn aber einfach. Seine Mutter ist Schweizerin. Dadurch hatte er bereits den CH-Pass. „Ich habe nur gewusst, ich muss irgendwo hin“, erklärt er seinen Wegzug. Weiter ergänzt er: „Barbados ist halt wie ein kleiner Kanton mitten im Meer – nur Strand, keine grosse Kultur – da musst du einfach noch etwas von der Welt sehen.“ William ist jetzt schon fast fünfzehn Jahre hier. Eigentlich wollte er nicht so lange bleiben. „Ich weiss nicht, ob ich zurück möchte. Ich weiss nur, dass ich mit meiner Musik vorwärts kommen will“, meint er zu seiner Zukunft.
Seine Single „Rain“ wird neuerdings auch auf amerikanischen Radiosendern gespielt. „Ja, dass tönt irgendwie gross. Es ist aber nur eine Promotion, die wir dort machen“, erklärt William dazu. Momentan sei es nur einen Versuch. Erst wenn die Sender länger als ein paar Wochen den Song abspielen, werde er gross darüber reden. William möchte sehr gerne in Amerika auf Tour gehen. Aber eigentlich ist es ihm egal, wo er spielt, ob Russland oder sonst wo. Wichtig sei einfach, dass seine Musik einen Boden finde. Und: Touren ist immer eine kostspielige Angelegenheit. „Ich möchte mich nicht an grosse Labels anschliessen und mich abhängig machen, um Geld zu bekommen.“ Und ganz herzlich erklärt er mit seinem eigenen Schweizer Dialekt: „Ich will mal schauen, was das Glück und das Schicksal mir in den Weg stellt. Mein Ziel ist es aber schon, in nächster Zeit gut mit meiner Musik zu reisen.“
Dass das Schweizer Publikum William White kennt, war bei seinem Konzert auf der Zeltbühne vom Gurtenfestival klar. Viele Besucher haben sich dort eingefunden und viele wussten auch, mit welchem Song die Show gestartet wird. „Rain“ löste jedoch keine Regenschauer aus, sondern brachte sofort die warme und herzliche Karibiksonne auf die Bühne. William wird von der Band The Emergency begleitet. Nebst Gitarren, Bass und Schlagzeug wird seine Musik ausgeschmückt mit Trompete, Saxophon, Querflöte und einer wunderbaren Perkussion. Die Blumen dort an den Taktgeber gesteckt, gehören ganz einfach auch dazu. Verschiedene Stilrichtungen hört man aus ihrem Sound: Songs gespickt mit Rock, Reggae, manchmal auch ein wenig Jazz. Die Musik wird oft mit Jack Johnson verglichen. Bei genauen Zuhören wird jedoch klar, es ist nicht Jack, sondern William White & The Emergency, welche mit ihrer Ausstrahlung und ihrem Können – genau ihre Musik hinüberbringen. Sie haben das Gurtenzelt in eine Insel verwandelt; mit Sonne, Tanz und viel Lebensfreunde. Nur das Meer und der Strand von Barbados fehlten.