Schmetterband und Wolff: Liebe auf den ersten Ton
Text: Ko:L
Bilder: Cover/Manu Friedrich
Genüsslich verlustieren Schmetterband-Drummer Thomas Wild an einem Teller Pasta und Sänger Wolff an seinen Gnochi. „Ich koche sehr gerne“, sagt letzerer, „und esse auch gerne gut. Ja, man kann sagen, ich bin ein Gourmet.“ Auch in musikalischer Hinsicht? Da sei er erst in der jüngeren Vergangenheit zu einem solchen geworden, sagt Wolff. „Die Art, wie die Musiker der Schmetterband zusammen spielen, ist einsame Spitze. Ein echter Genuss!“, schwärmt er. Bei den Aufnahmen zum Album habe es etwa einen Take gegeben, den Schluss eines Songs, für den er ganz genaue Vorstellungen gehabt habe. „Wir hätten dafür extra eine Übungs-Session eingeschaltet. Die Schmetterband spielte den Take einfach ein.“ Passiert ist diese Anekdote, als Wolff und die Schmetterband im Studio waren, um „A guati Zyt“ aufzunehmen, das Album, welches am 29. Januar erscheint.
Es muss eine wahrhaftig gute Zeit gewesen sein, welche die Urgesteine – der eine aus dem Bündnerland, die anderen im Bernbiet beheimatet – zusammen verbracht haben. „Relaxed und sehr entspannt“ sei der ganze Entstehungsprozess des Album von dannen gegangen, sagt Wolff. „So richtig losgelegt haben wir im Sommer 2008.“ Zuerst mussten sich die lebenden Mundart-Legenden – Wolff als Sänger der Bünder MayDay, die bereits 1978 mit Mundart an den Start gegangen waren; die Schmetterband während 23 Jahren und 14 Alben als Boden, Sicherheitsnetz und Groove-Maschine des Mundart-Übervaters Polo Hofer – überhaupt finden. Wie so oft, spielte der so genannte Zufall eine entscheidende Rolle. „Nachdem ich bei MayDay meinen Ausstieg gegeben hatte, weil ich genug von der Musik hatte, stach mich nach nur drei Monaten wieder der Hafer“, sagt Wolff. Er fing an, neue Songs zu schreiben und diese einzuspielen. Irgendwann zeigte er sie Thomas Wild, der neben seinem Job als Schmetterband-Drummer unter anderem auch als Produzent (u.a. Sandee) amtet. „Wolffs Ideen hatten was für sich“, sagt Wild, „und ich dachte, das könnte was für uns sein.“ Die Songs gingen weiter zu den restlichen Mitgliedern „seiner“ geschichtsträchtigen Band – und die Jungs waren begeistert. „Bald war klar: Da wollen wir mit an Bord sein“, erinnert sich Wild. Die unausgesprochene Bedingung – entweder alle oder keiner – war erfüllt, man machte sich daran, die Produktion aufzugleisen und zu starten. Am Ende resultierte „A guati Zyt“ mit drei Songs aus der Feder der Schmetterband und deren neun aus dem Gespann „Wolff&Sohn“.
Beweisen müssen weder die Berner noch der Bündner jemandem etwas. „Die Schmetterband ist die beste Band der Schweiz“, sagt Wolff, obschon Wild abwinkt – und doch weiss: Es gibt keine andere Band im Land, deren Musiker derart blind harmonieren. „Gewisse spielen sei über 30 Jahren zusammen. Da fallen gewisse Sachen naturgemäss leichter“, sagt Wild schlicht, „wir haben in der Vergangenheit auch über 1000 Konzerte gemeinsam gespielt – manchmal 120 im Jahr.“ Nach dem Abgang von Polo Hofer als Frontmann der Band sei ihnen die Lust am gemeinsamen Spielen nie verloren gegangen, erklärt Wild. „Dass Polo andere Wege gehen wollte, ist absolut verständlich – aber für uns war immer klar: Wenn sich eine Möglichkeit ergibt, werden wir wieder loslegen.“
Wenn dann einer wie Wolff kommt, mit Songs, die für gewisse Ohren völlig überproduziert sind – Thömu Wild mit einem Lächeln: „Für mich war von Anfang an klar: Das muss man anders angehen.“ – dann kommen die Schmetter-Jungs in Fahrt. „Wenn ich eine Gitarre auch acht Spuren verteilt habe, damit der Sound für mich stimmt, haben die Jungs den Sound, den ich mir vorgestellt hatte, eben mit nur einer Gitarre hingebracht.“ Abspecken aufs Wesentliche, hin zu diesem unverwechselbaren Mix aus Blues, Rock und Südstaaten-Einflüssen – und doch keine Hofer-Kopie sein: Das war das Ziel, das Wolff und die Schmetterband anpeilten. Ohne aber sich darauf zu verkrampen. Gemeinsam „A guati Zyt“ zu haben stand bei der Produktion des Albums im Vordergrund – und tut es nun auch bei den kommenden Konzerten. „Keine Ahnung, ob die Leute die Schmetterband ohne Polo Hofer sehen wollen“, gibt Thomas Wild unumwunden zu. Aber er ortet ein paar gute Zeichen. „Ich habe einigen Leuten, die Polo und die Schmetterband kannten, das neue Material vorgestellt. Zum Teil kamen ihnen schier die Tränen, weil Songs sie berührten“, erzählt der Schmetter-Drummer – und weiss: „Solange Musik etwas in den Menschen auslöst, ist sie auf guten Wegen.“ Davon geht auch Peter „Mühli-Pesche“ Burkhart aus. Er hat die Berner Band mit dem Bündner Sänger für den 29. Mai in der Mühle Hunziken im Bernischen Rubigen gebucht. „Und dann möchten wir ein paar Festivals spielen“, sagt Wild.