Bärn grüesst Gampel 02

Text/Bilder: MonthyChristo
Der Abschlusstag eines OpenAirs hat mitunter seine eigenen Gesetze. Bands mit entsprechender Erfahrung vermögen davon Lieder zu singen, seltener aber das Publikum zu animieren, diese mitzusingen. Auch der Gampjer Sonntag Edition 2002 hätte eher zu einer ausgedehnten Siesta geladen, denn zum Hopsen, Klatschen und Johlen. Aussen- und Körpertemperatur am Siedepunkt, die durchgemachten Nächte im Hinterkopf - man hätte es der Masse verziehen, passiv im Schatten abzuhängen. Nix da! Gampel 2002 bot zum Abschluss volles Programm unter dem Motto: Bern grüsst Gampel. Mit Ausnahme von Gölä spielten alle ganz Grossen aus dem Nachbarkanton im Wallisser Kessel: Bünes Patent Ochsner, Kunos Züri West und Polos Schmetterband mit Special Guest! Und die Leute dankten es den Organisatoren des schönsten OpenAirs der Alpen nicht nur mit Besucherrekorden, sondern überhaupt. Die Stimmung ist nirgends wie in Gampel! Den Auftakt hatten die Perkussionskünstler Bubble Beatz und die Mundart-Talente Plüschgemacht, derweil sich die Luzerner Dada (ante Portas) ob all der bernischen Uebermacht schon fast als Gastmusiker fühlen mussten. Wie alle trugen aber auch sie ihren Teil bei, um Gampel zum grössten Schweizer OpenAir 2002 zu machen, das diesen Namen auch wirklich verdient.
Ueber die gesamten drei Tage wurden über 46‘000 Eintritte verkauft, dies wie gesagt ein neuer Gesamtpublikumsrekord und ein grösserer Aufmarsch als beispielsweise auf dem Gurten. Das OK wurde hinsichtlich Camping richtiggehend überrannt. Schon am Freitag Nachmittag war der Reserve-Platz aufgebraucht, in aller Eile wurden zusätzliche 3 - 4 Hektaren Land gemäht, um allen einen Zeltplatz garantieren zu können. Ein amüsantes Detail zum Schluss: In Gampel wurde in 3 Tagen mehr Bier abgesetzt als am zweiwöchigen Jazz Festival Montreux!
Darauffolgend war es Züri West vorbehalten, die Leute auf den Hauptact der Saison (ist man versucht zu sagen) einzustimmen und Kuno tat in seiner ihm eigenen coolen Art alles, die Stimmung noch etwas am Kochen zu hindern. Dieses eher aussichtslose Unterfangen scheiterte definitiv mit dem Klassiker „i schänke dir mis Härz“ - da konnte Kuno noch so über kürzlich zugezogene Bobos oder die offensichtliche Unordnung auf dem grössten Wallisser Zeltplatz seit Menschengedenken sinnieren, die Post ging zwischen den Ansagen nur noch mehr ab!
Als schliesslich die Lichtfigur aus dem Berner Oberland die letzte Ablösung antrat, begann ein ganz spezielles Konzert, nämlich das letzte überhaupt in der Zusammensetzung Polo & Schmetterband. Zukünftig werden die „aute Manne“ auf getrennten Wegen neues Glück suchen, aber bevor es soweit kommen sollte, gaben sie in Gampel nochmal tierisch Gas. Tierisch auch der Songauswahl wegen: Vom Hund, der mit Polo im Duett singt über „wildi Ross“ bis hin zum „Schlangelädergurt“ wurde die ganze Tierwelt vom alten Mann und seinem Wanderzirkus besungen. Dies änderte sich erst, als es um die Vorstellung der Gäste ging. Als erstes kamen Little Big Men auf Stippvisite. Der modernste Männerchor der Bundeshauptstadt gab erst mit und dann ohne Polo A-Capella vom Feinsten zum Besten; später komplettierte der letztjährige Shooting-Star Flo Ast die Berner Delegation. Aus Polos Repertoire hatte er sich passend zum eigenen Hit „Sex“ den Heuler „Giggerig“ ausgewählt und traf damit den Nagel zum Abschluss nochmals auf den Punkt.
„Jünglinge und gestandene Männer“ hätte als Leitspruch diesem Tag auch gut gestanden, auch wenn zum Beispiel Dada mit ihrer zweiten Scheibe „Bound for nowhere“ zeigen, dass sie eine erfrischend vielseitige und vor allem eine komplette Band geworden sind. Dagegen agierte Plüsch noch mit etwas mehr Neugier und spielte sich flugs in die Herzen der Fans wie ein "Ufo" mit "Heiweh". Als schliesslich nur noch die Hauptbühne in Betrieb war, folgte die Demonstration der Väter und Urväter der Mundart. Angefangen bei Patent Ochsners Nostalgie-Konzert mit Höhepunkt „Bäupmoos“ und auch sonst viel von früher - keine Angst, schon bald steht der neue Longplayer der alternativsten Schweizer Bands vergangener Jahre ins Haus. „Wenns nicht soviel Spass machen würde“, dürfte man sie noch im Herbst erwarten...
Zwiegespräche an der Bar (Gampel 2002)

"d Medie ghöred meistens Sprächxang und stelled öis in HipHop-Egge..."
No Problem, Soldi! in Gampel wird niemand in die Ecke gestellt - das wäre unmenschlich!

"wenn mir zämechöme isch das wie wenn dr Aetna platzt"
Eben. Wer will denn das verpassen???

"mir sind typisch nid nüt..."
die Subzonic-Unabhängigkeitserklärung von 2002

"unsere Dialäkt isch ja sehr beliebt... das Problem isch nur, dass nid alli dischi Sprach verschtend"
das hat was - ich verstehe sie auch nur an vier Tagen im Jahr, aber "geisch mir güet!"

"das het eime so richtig drvogetreit"
und so richtig ausdrücken können dieses Gampjer-Live-Gefühl eben nur Wallisser. "Für Trespass - Sabine und Tamara vo Rämis spontan" - Merci!

"es isch abartig geil gsi"
Hoppla, die Konkurrenz schläft nicht! Auch Plüsch-Sänger Ritschi findet die richtigen Worte dafür...

"Tschou Marco, büglisch nümm bim Thuner Tägu?"
... (Trespass-Kool sprachlos, dass Flöru Ast sich noch an das Bier von vor Jahren erinnern kann)
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