„Homerekords“: Züri West’s worst of?

Text: Ko:L
Bilder. Cover/Züriwest
CD-Cover: Züri West - Homerekords
„’Worst of’? Warum nicht, darüber könnte man nachdenken.” Das sagt Kuno Lauener auf der Terrasse vor dem Kursaal in Bern. Ein lauer Wind weht, es ist Sommer in Bern – und Lauener plaudert gut gelaunt über das neuste Züri West-Album „Homerekords“, ein Sammelsurium von unveröffentlichten Songs oder Versionen, die jüngst beim Zügeln zum Vorschein kamen, und jetzt eigentlich unplanmässig, aber doch gerade praktisch auf einem Album gesammelt veröffentlicht werden. „Wir hatten einfach mehr Freude an der Idee, diese Songs, die eigentlich nie zur Veröffentlichung gedacht waren, rauszubringen, als eine simple Best of-Scheibe“, sagt Lauener. Punkt um, das wars. Keine Hintergedanken? „Viel weniger, als ich jetzt hier erzähle. Ich gab in den letzten Tagen einige Interviews. Da sind mir Ansätze, warum wir uns für welche Songs und welches Vorgehen entschieden haben könnten in den Sinn gekommen, an die wir in den Momenten, in denen die Entscheide fielen, wahrscheinlich gar nicht gedacht haben.“
„Homerekords“, eine reine Bauchgeschichte also? Nichts Business, nichts Überbrücken einer Zwangspause weil der Bassist verunfallt ist, nichts Schluss mit Ideen? Lauener kontert alle Ansätze in solche und ähnliche Richtungen souverän – ohne wirklich kontern zu müssen. „Es ist ein Privileg, das machen zu dürfen, wozu wir gerade Lust haben, ohne bis ins letzte Detail alles begründen zu müssen“, sagt der Züri West-Fronter. Und im Fall von „Homerekords“ hätten sie nun eben Lust gehabt, etwas für all jene Leute zu machen, die gerne mal bei einem Künstler ins Atelier reinschauen, Skizzen betrachten, sich mit der Entstehung eines Werkes befassen. „Das Album ist eine Art eine Werkschau“, sagt Lauener, „für jene Fans, die halt wissen möchten, wie es zu ‚Chinasky’ gekommen ist, oder den eigentlichen ‚Blues’ mit dem auf dem Album vergleichen möchten.“
Züri West
Fragmente oder erste Ideen von Songs, die es schlussendlich in anderen Versionen auf ein ZW-Album geschafft haben, sind die eine Facette von „Homerekords“. Songs, die es überhaupt nie auf ein Album geschafft haben, die andere. „Sensibel“ etwa, die perfekte Rechtfertigung für jeden, der ein Problem hat, in heiklen Situationen sein Temperament zu zügeln. Oder anders gesagt: für Schläger. Und das alles verpackt in besten ursprünglichen direkten Züri West-Rock. „Das war Ende der 90er Jahre, als diese Big Beats- und Trip Hop-Sachen extrem modern waren. Da hatten wir wahrscheinlich schlicht nicht den Mut, den Song fertig machen.“ Luki’s Loki derweil ist eines dieser Kleinode, wie sie nur ein Kuno Lauener schreiben kann. „Ich mag ihn sehr, diesen kleinen Wixer“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen, „aber damals war sehr bald klar, dass der nicht aufs Album kommen würde.“
Züri West
So bietet „Homerekords“ am Ende eben doch Züri West in Reinkultur: 13 Songs in 16 Tracks mit vielen kleinen und grossen Geschichten aus kleinen und grossen Welten. Und was die Scheibe definitiv einmalig macht, ist der Umstand, dass genau die digitale Revolution der Musik herrlich dokumentiert. „Wir hatten Aufnahmen auf Kasetten, auf Floppy-Disks – bis hin zu unfertigen Pro-Tools Projekten“, sagt Lauener, „und ich glaube das hört man. So gesehen könnte die Platte durchaus zu einem Zeitdokument werden, wie es ‚Wintertour’ über all die Jahre geworden ist.“
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