Züri West haben das Publikum im Fokus

Text: Ko:L
Bilder: musicbild.li
Züri West live
Sie sind wie guter Wein, Kuno und seine Mannen, könnte man meinen. Tatsächlich scheint es, als würden sie von Jahr zu Jahr besser. Von Jahr zu Jahr beliebter werden, ist das eine – aber von Jahr zu Jahr besser, das kann nicht jeder von sich behaupten. Für ihr aktuelles Album „Haubi Songs“ haben die Berner Rock-Urgesteine jüngst Doppelplatin eingeheimst; seit letztem Herbst haben Züri West in der kleinen Deutschschweiz sage und schreibe 63 Konzerte gespielt – praktisch allesamt ausverkauft! Krönender Abschluss (vor einer kleinen Pause, die bis zu einer Reihe von Zusatzkonzerten) war der Auftritt am Sonntag Nachmittag am Openair Gampel. Himmel, Sonne, Publikum und Kuno lachten – letzterer noch ein wenig mehr, als ihm einer der Zuschauer immer wieder auf einem Zettel zeigte, dass es auch YB die Sonne scheinen liess an jenem Nachmittag (und Luzern schlussendlich 3:0 besiegte).
Züri West live
„Es ist wunderschön, mit einem solchen Konzert eine Tour abschliessen zu dürfen“, sagt ein sichtlich zufriedener Kuno Lauener nach der Show im Schatten der Bäume im Gampjer Backstage-Bereich. Aber Züri West wären nicht die möglicherweise angesagteste Mundartband aller Zeiten geworden, wenn sie sich einfach mit „guten Shows“ zufrieden gegeben hätten. „Es ist irgendwie verrückt. Aber auch nach 23 Jahren im Geschäft und einer Tour mit 63 Konzerten kommen nach dem Konzert sofort Fragen auf, wie ‚Hätten wir nicht diesen Song einem anderen Ort einbauen sollen?’, oder ‚Hätte nicht doch der andere dort besser reingepasst?’“, berichtet Kuno. Während sich die Jungs bei der Produktion ihrer Alben bisweilen fast in erschreckendem Ausmass auf ihre momentane Gefühlslage fokussieren und sich scheinbar einen Deut um die Liebe ihrer Fans zu eingängigen, leichtbekömmlichen Popsongs scheren – „Haubi Songs“ ist ein flammendes Beispiel für diese Haltung – ist der Fokus der Band bei Live-Shows stets zu 100 Prozent auf das Publikum gerichtet. „Wir passen unsere Setlist immer und immer wieder an und versuchen, dem Publikum so gut wie möglich eine tolle Zeit zu geben“, versichert Kuno.
Züri West live
Irgendwann im Verlauf des Gesprächs kommts dann doch noch, wie es kommen muss: YB wird zum Thema – und damit die Trainerentlassung und vor allem der Auftritt im leeren Letzigrund; mit Kuno, als einem der wenigen Zuschauer auf der gähnend leeren Tribüne; gesperrt, weil der FCZ als Strafe für randalierende Fans zwei Geisterspiele aufgebrummt erhalten hatte. „Das war ein richtig trauriger Moment“, antwortet Kuno auf die Frage, ob daraus auch mal ein Lied entstehen könnte – vielleicht eine Ode auf den einsamen Kämpfer allein auf weiter Flur, im Stil von „Zimmerwaud“ auf dem „Aloha-Album“. – „Als Beirat von YB erhielt ich die Möglichkeit, das Spiel zu besuchen“, fährt er fort, „und ich war der Meinung, dass ich die Mannschaft, die nach dem missglückten Saisonstart und der Trainerentlassung völlig verunsichert war, unterstützen musste. Aber es war wirklich ein Erlebnis zu vergessen – zumal faktisch die Berner die bestraften waren, weil die Zürcher Fans vor dem Stadion genau gleich Gas gaben und den FCZ anfeuerten.“
Züri West live
Fussball und Rock’n’Roll – der wahr gewordene Traum eines jeden Mannes! Und Züri West zeichneten ihn schon 1987, als sie ihr zweites Album „Sport & Musik“ tauften. „Stimmt schon, viele träumen davon Fussball und Musik als zentrale Lebensinhalte haben zu können“, sagt Kuno. Aber wie so oft im Leben gilt auch hier: Es ist nicht alles Gold was glänzt. „Es ist gewiss nicht immer alles easy“, sagt Kuno, und gesteht, dass die Pause, die jetzt anstehe auch gut tue. „Immer auf Achse zu sein, zehrt bisweilen auch an der Substanz.“
Züri West live
Immerhin: Man lernt auf solch ausgedehnten Tourneen, wie Züri West sie absolvieren, Land und Leute kennen. Herrscht während der Tour noch die übliche Hektik – Hotel, Bühne, Hotel, Weiterfahrt, Hotel, Bühne,… - so hat man während den Tourpausen schon mal die Möglichkeit, den einen oder anderen schönen Ort noch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. „Man lernt natürlich unterwegs extrem viele Leute kennen – und es ist schön, wenn man diese dann auch in etwas entspannterer Atmosphäre treffen kann“, erklärt Kuno, und führt als Beispiel fürs Wallis SP-Staatsrat Thomas Burgener an: „Wir kennen uns schon eine Weile und treffen uns immer mal wieder – wenn er in Bern ist, oder eben jetzt hier. So gesehen habe ich einen extrem schönen Job.“ Sagt’s macht sich nach dem Gespräch auf, um mir besagtem Politiker zu wechseln…
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